Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Montag, 30. Dezember 2013

Saison-Rückblick 2013

2013 fing mit meinen anhaltenden "undiagnostizierbaren" Knieproblemen links an. Als der Schnee langsam taute, traute ich mich dennoch wieder aufs Rad. Hilfreich waren dann Termine beim Physio-Therapeuten, der eigentlich am Rücken etwas bearbeiten sollte. Nachdem ich meine Probleme aber genau so wie jedem Arzt zuvor geschildert hatte, wusste der gleich wo er ansetzen musste: am äußeren Oberschenkelmuskel! Ilio-Tiabiales-Syndrom - und bald war der Spuk am linken Knie vorbei. Voller Vorfreude nahm ich also das Training Richtung Cadolzburg auf - und eine Woche vor dem Rennen zwickte plötzlich das rechte Knie. Aber noch schlimmer als links ...

Ich hatte aber schon bezahlt, weil bei Barzahlung eine "Nachmeldegebühr" fällig geworden wäre (der Begriff an sich ist blanker Hohn, denn man meldet sich ja schließlich nicht nach - aber lästern werde ich im dazugehörigen Läster-Beitrag #2 vermutlich), also quälte ich mich dennoch an den Start. Ich hielt mit Schmerzen gerade so durch und lieferte gleich mal meine schlechteste Leistung in Cadolzburg ab, aber das war ja zu erwarten. Danach konnte ich fast gar nicht mehr trainieren, zumindest kein Radfahren (Fußball ging komischerweise), aber sobald das Problem rechts, das ebenfalls dem Ilio-Tibiales-Syndrom geschuldet war, wieder okay war, ging es quasi ohne Training gleich ins erste Doppelwochenende der Saison: Kulmbach und Nürnberg! Quasi ohne Training gleich zwei Rennen an zwei Tagen? Ist das sinnvoll?!? Normalerweise nicht ;)

Es lief aber überraschenderweise besser als erwartet. In Kulmbach fand das Kriterium sogar trotz Regens vor und nach unserem Rennen auf trockener Fahrbahn statt, aber es war trotzdem so kalt, dass ich aufgrund meiner Erfahrung mit unterkühlender Muskulatur lieber Beinlinge anzog. War auch die richtige Entscheidung. In der heißesten Rennphase verlor ich zwar den Anschluss ans Hauptfeld, brach aber nicht vollkommen ein und fuhr am Ende sogar wieder ins bummelnde Hauptfeld rein - nur die Wettkampfleitung bekam das nicht mit. Wurst, denn die Wahrheit liegt im Radsport auf der Straße. Zur Hölle mit dem Ergebniszettel. ;) Tags darauf war es noch kälter bei Dauerregen in Nürnberg. Ich verlor ohne das notwendige Training erwartungsgemäß auch schon in Runde 2 am "Burgberg" den Anschluss an die Spitze, obwohl der Burgberg auch für mich als Anti-Kletterer mit dem notwendigen Training normalerweise kein Ding ist. Also keine wirklich gute Leistung, aber am Ende sogar Platz 2 in der AK, wodurch ich auch an der "Siegerehrung" teilnehmen sollte. "Siegerehrung" in Anführungszeichen, weil man das in Nürnberg nochmal üben sollte ...

Weiter ging es nach etwas richtigem Training schon bald in Schleiz, wo bei Kälte und Nässe abermals die Beinlinge angezogen wurden. Bei meiner dritten Teilnahme erstmals die Top Ten verpasst, aber Podest in der Altersklasse und Sieg in der Teamwertung - hat wieder Spaß gemacht, vor allem wegen der letzten Kilometer, die meine bis zu dem Zeitpunkt beste fahrerische Leistung der Saison gewesen sind, würde ich sagen. In der Folge traute ich mich dann auch mal zur Dienstagabendserie in Kulmbach, wo der Schnitt in den beiden Vorjahren immer so bei 41 lag. Das traute ich mir am Anfang zwar noch nicht zu und rechnete mit einer Überrundung, aber zu meiner Überraschung kam ich mit dem Feld ins Ziel - und das sogar mit einem 42er-Schnitt! Das sollte dieses Jahr auch das Niveau in Kulmbach werden. Ich konnte dieses Niveau zwar halten, aber hatte keine Chance mit Ausreißversuchen und tat mir auch bei den Sprints sehr schwer. Eine Saison zum Vergessen, was die Gesamtwertung der Dienstagabendserie anbelangte, aber das sportliche Niveau war auch höher als in den vorherigen beiden Jahren.

Und genau das könnte mir sogar was gebracht haben. Ich zog mir nach Schleiz zwar eine dumme Gehirnerschütterung beim Altherrenfußball zu (Altherrenfußball ist KRIEG!!!), aber dennoch folgte beim ersten Auftritt nach einer weiteren Trainingszwangspause überraschenderweise fast mein 1. Rennsieg in Meiningen. Bis zur Zielkurve sah's noch gut aus, dann ließ ich mich von der Strecke drängen, kam aus dem Pedal - und wurde auf Platz 3 zurückgestuft. Das war bitter und zugleich ein Deja Vu, hatte ich doch bereits 2010 beim gleichen Rennen in der gleichen Kurve einen fast identischen Vorfall erlebt. Damals nahm ich mir vor, dass ich ab sofort in Kurven genau so rücksichtslos wie Andere fahren würde - ein Vorsatz, den ich dummerweise vergessen hatte. Die Gehirnerschütterung muss daran Schuld gewesen sein ;)

Nach zwei frustrierenden Mini-Rennen auf Kriteriumskursen in Altenkunstadt und Strullendorf, die leider auf Endspurt ausgetragen wurden und entsprechend sinnfrei waren, ging ich dann zum dritten Mal in Altenburg an den Start. Und das machte dann gleich mal richtig Spaß, denn dort fährt man auf einem Kriteriumskurs wenigstens noch ein Kriterium und hat somit jede Menge Action und Spaß - und das ganz erfolgreich, denn ich konnte zum ersten Mal überhaupt in Altenburg punkten. Die Form wurde weiterhin besser, denn ich konnte endlich ohne Trainingszwangspausen agieren, und gipfelte mit meinem zweiten 3. Platz in Bamberg, obwohl ich an dem Tag ziemlich in den Seilen hing und schon überlegte, ob ich dort überhaupt an den Start gehen sollte. Es entwickelte sich aber zweifelsohne zu einem absoluten Saison-Highlight, denn fast alles, was im Hobbybereich sprinten kann, war dort am Start. Sich dann aufs Podest zu kämpfen, das macht dann schon Spaß - denn ein geschenkter 3. Platz war das auf keinsten!

Die Form schien also rechtzeitig zum anvisierten Saison-Highlight zu passen: Die Zollernalb-Tour in Albstadt! Ein Etappenrennen über 3 Tage - ich war schon gespannt, wie ich 3 Tage am Stück verkraften würde. Der erste Tag war mehr oder weniger ein typisches Hobby-Kriterium, aber natürlich auf Endspurt. Bei einem Etappenrennen würden Punkte keinen Sinn machen - es sei denn, man hätte eine zusätzliche Punktwertung. Falls der Veranstalter hier mitlesen sollte, was er aber sicherlich nicht tut, dann wäre das doch mal 'ne Idee, oder? ;) Es war jedenfalls sehr heftig und ich verlor gleich mal über eine Minute aufs Hauptfeld, befand mich in der 2. Gruppe aber eigentlich in guter Gesellschaft. Da waren Leute dabei, die sich bei Lizenzrennen in die Ergebnisliste fahren können. ;) Tag 2 war dann ein Fiasko: 70 km bei Weltuntergangswetter. Und dann auch noch eine Serpentinenabfahrt auf regennasser Fahrbahn - super! Nachdem ich eine Serpentinenabfahrt noch nicht mal bei Trockenheit im Rennen gefahren bin, konnte das ja eigentlich nicht gut gehen. Dennoch steigerte ich mich von Runde zu Runde und war am Ende trotz über 20 Minuten Rückstand auf den Sieger eigentlich noch ganz zufrieden. Ich hatte mich durchgekämpft, was nicht jeder behaupten konnte, war nicht gestürzt und lag noch im Rennen. Wäre schon bitter gewesen, wenn ich zur 3. Etappen nicht mehr hätte antreten dürfen - denn da hatte ich endlich auch mal Spaß! Zwischendurch in der zu dem Zeitpunkt schnellsten Rennrunde vom Feld abgesetzt und als Solist bei Start/Ziel vom Sprecher durchgesagt - YEAH! Am Ende mit dem Hauptfeld ins Ziel gekommen und in der Gesamtwertung auch noch etwas verbessert - weil einige das Ziel der 3. Etappe nicht sahen. Oder den Start. Wie auch immer. Bei einem Etappenrennen gilt der Spruch "To finish first, you have to finish first" eben mehr als bei sonstigen Rennformen. Egal, wie gut man bei einem Etappenrennen auf den einzelnen Etappen sein mag - wenn man die letzte Etappe nicht beendet, dann war alles für die Katz, dann ist man nicht klassiert! Anstrengend war's, eine neue Erfahrung - aber nächstes Jahr versuche ich es wohl nochmal. Aber dann auf der "light"-Distanz, da die mir als Hobbyfahrer sicherlich eher liegen sollte. Ich fuhr ja fast als einziger Hobbyfahrer inmitten eines Heeres von Lizenzfahrern - und da der Veranstalter die ausgeschriebene Teamwertung der "Maxi"-Distanz kommentarlos gestrichen hatte, spielt dieser vermeintliche Bonus auf der Maxi-Distanz auch keine Rolle mehr für mich. Dann gleich als Solist auf der Light-Distanz - und entsprechend konkurrenzfähig ;)

Nach Albstadt ging es dann noch in Grünwald bei bestem Wetter an den Start - und durch einen eigentlichen Anfängerfehler (inneres Pedal in der Kurve unten) nahm ich mir aussichtsreich liegend selbst eine Top-Platzierung, indem ich mir das Pedal an einer Bordsteinkante und den Reifen an einer weiteren Bordsteinkante schrottete. Der Schnitt lag bei fast 43 km/h und war Beleg für meine eigentlich gute Form dieses Jahr, obwohl ich eigentlich erst ab Anfang Juli normal trainieren konnte. Da müsste 2014 doch eigentlich was gehen - falls ich noch fahre. Ich bin ja immer noch am Überlegen. Nach Grünwald wollte ich das Rad eigentlich in die Ecke stellen oder verkaufen. Stattdessen brachte ich es "intuitiv" zur Reparatur - und nachdem ich nochmal Geld ins Rad gesteckt hatte, musste ich doch noch was fahren.

Ohne Radtraining, aber dafür mit Muskelkater durch intensives Fußballtraining, ging es nach Begutachtung der Wetterprognosen nicht nach Freising, nicht nach Grimma, sondern nach Zeitz - und dort folgte aus dem "Vorruhestand" heraus mit Platz 3 ein weiterer Podestplatz! Ich wollte dann auch noch das Kriterium in Aichach mitnehmen, wo ich aber schon merkte, dass das fehlende Training und vor allem der mentale Abschluss mit der Saison nach Grünwald langsam bemerkbar werden würde. Nur mit Ach und Krach konnte ich den Anschluss ans Feld halten, ersprintete mir bei der Schlusswertung aber dennoch irgendwie 2 Punkte, was mich im Ergebnis lustigerweise auf Platz 6 brachte - viel besser als ich es an diesem Tag verdient hatte! Und weil das Wetter Ende Oktober ausnahmsweise auch nochmal richtig gut war, nutzte ich das Kirtarennen bei Dingolfing als Saisonabschlussfahrt. Auch dort war ich in meinem Rennen scheinbar einer von eher wenigen Hobbyfahrern - und die am Start befindlichen Lizenzfahrer standen auch offensichtlich noch viel besser im Saft als ich, der eigentlich nur als "Touri" wegen des guten Wetters am Start war. Dadurch glich das Rennen eher einer Mischung aus Einzel- und Paarzeitfahren, was natürlich nicht ganz so spaßig war, aber das lag auch vor allem daran, dass trotz des guten Wetters viel zu wenig Fahrer am Start waren. Da bricht die Sache eben viel schneller auseinander. Ich glaube sogar fast, dass weniger Fahrer als bei dem wesentlich schlechteren Wetter der vergangenen Jahre am Start waren. Das bringt mich wieder zu einer der typischen "Ausreden" mancher Jedermänner, warum sie manche Rennen nich fahren: "Wetter zu gut, Sonne zu warm, Himmel zu blau" ;) - aber mehr zu diesem Thema demnächst ...

Unterm Strich also eine ganz gute Saison mit mehreren Podestplätzen und guten Durchgeschnittsgeschwindigkeiten, die ich mir mit so wenig Training eigentlich nicht zugetraut hätte. Aber auch der absolute mentale Tiefpunkt in Grünwald. Momentan zocke ich Fußball und würde gerne 'n festen Tennispartner finden - denn allein macht Tennis keinen Sinn. Wenn das aber nicht klappt, wird es im Sommer dann wohl doch wieder aufs Rad gehen - denn das ist wenigstens eine Sportart, die man auch alleine betreiben kann, wo man nicht von anderen Leuten abhängig ist. Oder was heißt "alleine betreiben KANN"? Eigentlich MUSS man sie alleine betreiben ... doch auch zu diesem Thema demnächst mehr ;)

Samstag, 21. Dezember 2013

Video Dingolfing

Hoppala ... da lag ja noch ein Video auf der Platte ;)


Kirtarennen Dingolfing 2013 (Jedermannrennen) von EyTschej

Wer sich an meinen Rennbericht nicht erinnern kann: Am Start musste ich nochmal abbremsen, weil das halt 'n Start am Berg war (da rollte nix) und der Fahrer links von mir (aus Kamerasicht rechts von mir) zu mir rüberzog. Da wollte ich nicht gleich am Start riskieren, dass mir jemand das Vorderrad wegfährt, also habe ich einfach nochmal angehalten. War einfach echt krass, wie die Fahrer (nicht nur der Fahrer links von mir, das waren mehrere) nicht geradeaus, sondern mit Zug nach rechts losgefahren sind. Aber ich hatte ja auch schon mehr als nur einmal festgestellt, dass man bei Radrennen, egal wie viele man schon gefahren ist, immer mal wieder was Neues erleben kann ...

Als Orientierung dazu, wie sehr allein der Fahrer neben mir rüberzieht, empfehle ich einen Blick auf den Mittelstreifen der Straße. Da die Kamera auf der Straßenseite steht, zu der die Fahrer rüberziehen, sieht das eigentlich nach einem "relativ geraden" Start aus, aber wenn man den Mittelstreifen zur Orientierung nutzt, dann wird das Rüberziehen deutlich. ;)

Montag, 9. Dezember 2013

Kart in Nürnberg

Da ich derzeit recht wenig Sportmöglichkeiten habe, testete ich mal die Kartbahn in Nürnberg. Ist ganz lässig dort. Grip-Niveau viel besser als in Wackersdorf, was eine andere Fahrtweise erfordert. Weniger heftiges Driften, feineres Fahren ist dort gefragt. Wie gesagt: Das Grip-Niveau ist halt einfach besser. In Wackersdorf ist man ja selbst dann am Driften, wenn man eigentlich gar nicht zum Driften ansetzt - zumindest war das im letzten Monat so. Letztes Jahr fand ich das Grip-Niveau in Wackersdorf noch etwas besser. Aber hat wohl auch mit den Reifen zu tun. In Nürnberg scheinen die da auch Reifen mit etwas mehr Grip zu verwenden, aber die Bahn an sich hat auch mehr Grip aufgrund des Fahrbahnbelags, finde ich.

Die Anzeigetafel mit den eigenen Rundenzeiten ist auch viel besser. In Wackersdorf ist das alles so klein und an einer Stelle, wo man sich eigentlich aufs Anbremsen der nächsten Kurve konzentrieren muss. In Nürnberg ist die Anzeige viel größer und auch an einer Stelle, wo man sich das locker ansehen kann. Da sag ich auch, dass ich von anfangs 31er-Zeiten recht schnell auf 29er-Zeiten kam. Damit war ich dann schon recht zufrieden, aber nach etwas Hilfestellung von einem Streckenarbeiter konnte ich am Ende sogar eine 28,6 in meiner drittletzten von insgesamt 35 gezeiteten Runden fahren. Die Beszeiten auf dem Kurs sind 26er-Zeiten, aber mit 2,5 Sekunden Rückstand auf die besten Fahrer, die sicherlich auch weniger Masse haben, kann ich mal ganz gut leben. Jetzt müsste sich nur 'ne Truppe für ein Rennen finden, das Training habe ich ja schon recht erfolgreich absolviert. ;)

Was ich auch nett finde in Nürnberg: Man bekommt seine Zeiten per E-Mail geschickt und hat am Geburtstag eine Gratis-Fahrt. Die Entfernung ist für mich quasi die gleiche wie nach Wackersdorf, aber mit mehr Autobahn. Also für Einzelfahrten würde ich dann definitiv nach Nürnberg fahren. Und hey - wenn ich auf der Rückfahrt von Radrennen an Nürnberg vorbeikomme, könnte ich ja ruhig auch immer noch 10 Minuten auf der Kartbahn Gas geben. ;) Also mein Test der Kartbahn Nürnberg war "janz jut" ;)

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Winter-Lästern #1 - Vereinssport

So, schluss mit lustig: Ich werde den Winter über mal über verschiedene Dinge lästern, die es einfach verdient haben, das man über sie lästert. Unangenehme Wahrheiten - na und? Ich sorge ja nicht für diese unangenehmen Wahrheiten, ich stelle sie nur fest. In Teil 1 widme ich mich mal dem Vereinssport, weil mir dazu neulich mal wieder was auffiel ...

In der DDR hatte man es ja nicht so mit Vereinssport. Ich kann mich nur noch grau daran erinnern, dass ich irgendwie im "Trainingszentrum Geräteturnen" anfing und dann Leichtathletik machte. Das war auch wieder ein "Trainingszentrum" oder so. Keine Ahnung, ob meine Eltern da überhaupt was für mich unterschreiben oder zahlen mussten. Es schien mir recht unkompliziert zu sein - und vor allem zweckmäßig. Man wollte einer Sportart wettkampfmäßig nachgehen - zack, fertig. Es wurde regelmäßiges Training angeboten, über anstehende Wettkämpfe wurde man informiert - alles optimal. Die Sache mit dem Vereinssport im Westen ist dann doch ein ziemlicher Unterschied, muss ich nach all den Jahren einfach sagen - aber kein positiver ...

"Vereinsmeierei" - das ist so ein Schlagwort, das vor allem im Radsport häufig genannt wird, wenn Leute ihren Sport außerhalb eines Vereins betreiben, quasi ganz allein, nur für sich. Man hat keinen Bock auf das, was in einem Verein an Nebenerscheinungen auftritt. Das kann bei den Mitgliedsgebühren schon anfangen, geht über sportartfremde Vereinsveranstaltungen bis hin zur Grüppchenbildung und der üblen Nachrede. Seit die Sache mit der DDR vorbei ist, war ich schon in verschiedensten Sportarten im Verein. Sehen wir uns die doch mal an ...

Fußball: Mein erster Sportverein war ein Fußballverein - der erste von mehreren. "Vereinsmeierei" wird hier groß geschrieben, was mir in den ersten Jahren viele ungewohnte Probleme bereitete, die ich aus den lockeren Sportgemeinschaften in Reichenbach beim Geräteturnen und bei der Leichtathletik nicht kannte. Fußballvereine sind aber dennoch die besten Sportvereine in Deutschland, um das gleich mal vorwegzunehmen. Daher gibt es auch so viele, sie sind einfach breitenkompatibel. Die Mitgliedsgebühren sind relativ niedrig, vor allem für aktive Sportler. Die profitieren nämlich von ganzjährigem Training, das kostenlos ist, sowohl draußen als auch in der Halle. Bei den Spielen wird alles für einen gemacht und die Trikots werden auch kostenlos gewaschen. Anschaffungskosten hat man als Spieler sowieso keine, die Vereine haben stets genügend Trikotsätze für all ihre Mannschaften. Welche Kosten entstehen dann überhaupt neben der Mitgliedschaftsgebühr, die sich bei den Vereinen pi mal Daumen im mittleren zweistelligen Bereich bewegt? Fußballschuhe und Schienbeinschoner muss man in der Regel selbst kaufen. Je nach Verein gibt es aber vielleicht auch Zuschüsse oder sogar komplett kostenlose Schuhe. Bei den Schiris hatten wir vor Jahren mal einen Gastredner von 1860 München, wenn ich mich nicht ganz irre, der davon erzählte, dass die aktiven Schiris der Löwen ihre Fußballschuhe vom Verein umsonst bekommen. Und wohl gemerkt: Es handelt sich bei den Schiris ja nicht um Profi-Schiris, nur weil der Verein im Profi-Bereich aktiv ist. Das sind ganz normale Schiris, die in allen möglichen Klassen pfeifen - vor allem in den unteren, denke ich. Die breite Masse an Schiris pfeift ja eher in den unteren Klassen. Jedenfalls gibt es auch Vereine, wo man die Fußballschuhe komplett umsonst bekommt. Alles in allem lohnt sich eine Vereinsmitgliedschaft für aktive Sportler im Fußballbereich, zumindest finanziell. Das ist wirklich der Wahnsinn, was die zahlreichen Fußballvereine da bieten können. Und auch die Vereinsmeierei lässt sich in den Griff bekommen ...

Leichtathletik: Auch der Leichtathletik blieb ich noch ein paar Jahre treu, aber wäre der Trainer nicht gleichzeitig Schulsportlehrer gewesen, weiß ich nicht, ob wir überhaupt Training gehabt hätten - und eine Trainingsstätte. Trainingspartner eh kaum, denn der Trainer verpackte das Training in eine Art Trainingsangebot der Schule, wo also auch alle Schüler ganz normal mittrainieren konnten. Was Wettkämpfe anbelangte, war man aber doch schon sehr auf sich allein gestellt. Anfangs brachten wir noch kleine Grüppchen zusammen, später war ich dann noch allein bei ein paar Wettkämpfen - aber wirklich allein, ohne Trainer. Das sah ich aber auch teilweise bei anderen Sportlern, dass die ohne Trainer ganz allein am Start waren. Bei einem Wettkampf in Cham gab es aber auch eine Ausnahme: Eine Truppe aus Sachsen. Tja, ex-DDR halt. Dort hat Sport doch noch einen etwas höheren Stellenwert. Das Training in der Schule hatte sich aber nach ein paar Jährchen erledigt und dann war's das. Zumindest in Sulzbach. In Amberg hätte ich wohl weiterhin trainieren können, aber wenn man noch unter 18 und somit ohne Auto ist, dann nützt einem ein Verein in einer anderen Stadt irgendwie nicht wirklich so viel. Unterm Strich brauchte man die Vereinsmitgliedschaft nur für seinen Starterpass. Ich habe auch nur einen einzigen LA-Verein kennengelernt, der implodierte halt - und fertig. LA-Vereine scheinen mir am Tropf zu hängen und sie sind wohl nur etwas für leistungsorientierte Sportler mit entsprechendem Talent, die es so weit bringen wollen, dass sie vom Verband gefördert werden. Für Freizeitsportler eher kein Thema, nicht breitenkompatibel.

Tennis: Tennis-Vereine sind auch nicht breitenkompatibel, um das vorwegzunehmen - aber die wollen das auch gar nicht sein, habe ich den Eindruck. Mitgliedsbeiträge um die 100 Euronen, kaum Wettkämpfe/Turniere, keine Trainingsmöglichkeit im Winter, im Sommer muss man für Trainingsstunden in der Regel den Vollpreis zahlen, weil die Trainer nicht vom Verein, sondern von Tennis-Schulen sind, keine Zuschüsse zur Ausrüstung, keine Garantie auf einen Spielpartner - und allein geht Tennis halt auch nicht. Bei den Gebühren für Mitgliedschaft und Training ist klar, dass das eigentlich nix für einen Freizeitsportler ist, der nur so nebenbei mal gelegentlich ein bisschen gegen den gelben Filzball dreschen will. Die Tennis-Vereine bewahren sich so aber wohl auch bewusst eine gewisse Exklusivität, damit die vereinseigenen Sandplätze in den Freiluftmonaten nicht überbelegt sind. Eine zu hohe Mitgliederzahl ist also nicht erwünscht, die Kosten für die Instandhaltung der eigenen Tennisanlage müssen also durch die höheren Mitgliedschaftsgebühren reingeholt werden. Wenn man aber in der Liga-Mannschaft des Vereins ist, die im Jahr glaub ... äh ... 5 oder 6 Spiele oder so haben?!? ... dann gibt es doch noch etwas umsonst: ein Mittagessen nach dem Ligaspiel. Also wenn man mal umsonst Mittagessen will, dann sollte man 100 Euro pro Jahr auf das Konto eines Tennis-Vereins überweisen ...

Radsport: Und dann natürlich noch die Radsport-Vereine. Hier wird Vereinsmeierei ganz besonders groß geschrieben. Radsport-Vereine sind generell breitenkompatibel, was man über Tennis- und Leichtathletik-Vereine ja nicht sagen kann, aber sie sind auch sehr selbstzerstörerisch veranlagt. So bemühen sich die meisten Vereine offenbar um weniger Breitenkompatibilität und mehr Exklusivität. Die Mitgliedschaftsgebühren bewegen sich auch vom unteren bis in den oberen zweitstelligen Bereich. Man kann davon ausgehen, dass die Vereine mit den höheren Gebühren eher auf Exklusivität ausgerichtet sind. In diesen Vereinen möchte man idealerweise nur Leistungssportler, die dann auch entsprechend finanzielle Zuschüsse zu ihren Rennstarts erhalten und oftmals auch die komplette Vereinskleidung umsonst, während Hobbysportler - egal ob auf Wettkampfbasis aktiv oder nicht - in der Regel gar keine Unterstützung vom Verein erhalten. Das führt dann auch berechtigterweise zu der Meinung vieler "Jedermänner", dass ihnen eine Vereinsmitgliedschaft nix bringt - und da haben sie Recht! Es wird im Verein zwar regelmäßig Gruppentraining angeboten, was eine Vereinsmitgliedschaft auch für nicht-aktive Wettkampfsportler (RTFler) theoretisch attraktiv und somit breitenkompatibel machen sollte, aber da man an RTFs auch ohne Vereinsmitgliedschaft teilnehmen kann, bleiben auch viele Radtouristiker lieber ohne Verein - oder schließen sich zu vereinslosen Gruppierungen zusammen. Das geschieht vor allem auch im Rennbereich, wo es heutzutage zahlreiche Jedermann-Teams gibt, die meistens vereinslose Gruppierungen sind. Vereine gegen Jedermann-Teams - das vielleicht größte Schlachtfeld im deutschen Radsport. Ein Schlachtfeld, das komplett unnötig wäre, wenn die Vereine einfach nur wie auch im Fußball mit der Zeit gehen würden.

Weiter mit dem Radsport: Der Rennbereich ist mittlerweile ein sehr kontroverses Thema. Früher wurden Rennen durch Vereine veranstaltet und man musste in der Regel auch Vereinsmitglied sein, um an diesen Rennen teilnehmen zu können. Durch steigende Kosten können sich aber immer weniger Vereine die Durchführung eines Rennens leisten. Aus für die Fahrer attraktiven Straßenrennen werden zuschauerfreundlichere und kostengünstigere Kriteriumsrennen - die berüchtigten Karussellfahrten auf 1-km-Rundkursen. Das ist okay für Leistungssportler, die sich jeden Herausforderungen stellen, aber wenn man eher als Hobbysportler unterwegs ist, dann möchte man eben doch nicht ständig nur im Kreis fahren müssen. Und da gibt es heutzutage fast nur noch Angebote in Form von kommerziellen Jedermannrennen, die nicht von Vereinen, sondern von Event-Unternehmen durchgeführt werden. Das beinhaltet höhere Startgebühren für die Sportler, aber die Zahlen geben dem Konzept auch Recht: Für ein "richtiges" Straßenrennen zahlen Hobbysportler einfach gerne etwas mehr als für eine "Karussellfahrt". Und für die Teilnahme an diesen Jedermannrennen ist keine Vereinsmitgliedschaft nötig. Wäre auch überflüssig, weil die meisten Vereine für die Teilnahme an solchen Rennen keine Zuschüsse bieten. Die Startgebühren für diese Rennen sind so hoch, wieso sollte man da als Hobbysportler auch noch eine Vereinsmitgliedschaft für null Unterstützung bei der Ausübung seines Hobbys zahlen?

Wie reagieren die Vereine im Radsport? Sie lästern! Also das, was ich jetzt auch gerade mache. "Böse Jedermänner" - hallo, liebe Vereine: Diese bösen Jedermänner sind alle potenzielle zahlende Vereinsmitglieder! Die Vereine sollten mal mit der Zeit gehen. Auch Rennsport ist mittlerweile Breitensport. Die sinkende Zahl von Leistungssportlern erklärt sich u.a. auch dadurch. Wenn man es nicht in die höchste deutsche Leistungsklasse oder gar in ein Profi-Team schaffen will, dann kann man eben auch bei Breitensport-Rennen seinen Spaß haben. Diesen Spaß haben mittlerweile auch viele Radsportler, die aber alle in keinem Verein sind. Das sind Mitgliedschaftsgebühren, die den Vereinen sehr wohl fehlen! Aber da sind die Vereine halt selbst dran schuld, weil sie weiterhin nur sagen: hopp oder topp - Lizenzrennen oder keine Unterstützung. Und die bösen Jedermann-Teams nehmen den Vereinen zudem auch noch die Sponsoren weg - was natürlich Blödsinn ist. Die Sponsoren sponsern dort, wo sie die meiste Gegenleistung erwarten können. Es geht um Präsenz. Es gibt keinen Sponsorenmangel im Radsport, aber viele Vereine vergraulen die Sponsoren genauso wie sie Breitensportler vergraulen. Statt über Jedermann-Teams zu lästern sollte man sich mal ansehen, wieso die für Sponsoren attraktiver sind. Statt Jedermann-Fahrer abzulehnen, sollte man ihnen eine Vereinsmitgliedschaft schmackhaft machen. Sponsoren und Mitglieder - davon gibt es eine ganze Menge, die Vereine müssten das nur mal erkennen und zugreifen! Sie sind aber einfach nicht anpassungsfähig genug. Die Radsport-Landschaft hat sich in den vergangenen Jahren gravierend verändert und wer sich nicht ebenfalls verändert, der geht eben vor die Hunde. Statt zu lästern, sollte man also mal im Jedermannbereich zusehen, lernen und nachmachen. Tut man das nicht, gibt es bald keine Vereinsmeierei mehr im Radsport - weil es keine Vereine mehr geben wird. Stattdessen nur noch Event-Unternehmen, die teure Jedermannrennen anbieten, an denen Einzelfahrer und vereinslose Jedermann-Teams teilnehmen. Soli Dachau ist nächstes Jahr mit einem Jedermann-Team am Start, das schon jetzt für mehr Medienpräsenz gesorgt hat als die Lizenzfahrer des Vereins in den letzten 5 oder 10 Jahren - und daher findet man auch Sponsoren für die Sportler in diesem Team. So was hat Zukunft ...

Ergo: Fußballvereine bieten Mitgliedern wirklich eine ganze Menge, weshalb es kaum noch vereinslose Hobbymannschaften gibt. Radsportvereine hingegen sind sturrköpfig und wollen einfach die Zeichen der Zeit nicht erkennen, weshalb sie akut vom Aussterben bedroht sind ...