Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Donnerstag, 30. Januar 2014

Ende einer Selbstzerfleischung?

Die meisten Straßenrennen, die es in Deutschland noch gibt, müssen aus irgendeinem Grund unbedingt "Frühjahrsklassiker" sein, selbst wenn die Klimaänderung in den letzten Jahren sehr deutlich gemacht hat, dass man selbst bis in den Mai hinein mit unsicheren Wetterverhältnissen zu rechnen hat. Letztes Jahr wurden im Norden, so weit ich mich erinnern kann, gleich 2 dieser seltenen, aber von den Fahrern geliebten Rennen abgesagt. Die Veranstalter kommunizieren nach außen hin dann nur, dass sie traurig sind, dass das böse Wetter ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Doch was hat das Wetter mit der Terminwahl zu tun?

Die Ignoranz gegenüber der zunehmend schwierigeren Wetterverhältnisse im Frühjahr grenzte an Selbstzerfleischung seitens der betreffenden Veranstalter. Nun habe ich aber auf rad-net gelesen, dass Rund um Köln ab 2015 in den Juni wandert, um eben jenen schwierigen Wetterverhältnissen aus dem Weg gehen zu können. Rund um Köln ist ja nicht gerade ein kleines Rennen, das kann und sollte also eine Initialzündung sein. Hoffentlich folgen weitere Veranstalter von "Frühjahrsklassikern" diesem Vorbild. Auch in Schleiz hat man ja schon gelernt und den Termin von anfangs April auf Mai im letzten Jahr und Juni in diesem Jahr verlegt. Man könnte also auch sagen, dass man in Köln den Schleizer Schachzug kopiert hat. ;)

Genau so muss es gehen. Die Straßenrennen, die man zwanghaft als "Frühjahrsklassiker" durchführen möchte, sind einfach zu schön um jedes Jahr Gefahr zu laufen abgesagt zu werden. Außerdem möchte ich als Fahrer solche Rennen lieber in kurz/kurz und schon mit etwas Form fahren können. Da bin ich dann also auch ganz egoistisch. Aber für die Veranstalter ist das doch auch gut, denn sie betreiben einen hohen Aufwand - wäre doch doof, wenn das dann wieder für die Katz' gewesen wäre. Ich hoffe also, dass andere Veranstalter von Straßenrennen ihre Termine ebenfalls in den Sommer verschieben. Die Kriterien, die da sonst stattfinden, sollen gefälligst Platz machen! :D

Sonntag, 26. Januar 2014

Saisonausblick 2014

Langsam, aber sicher werde ich mich wohl doch wieder aufs Rennrad schwingen. Nach der letzten Saison habe ich zwar Motivationsprobleme und wollte die durch eine Lizenz lösen, aber da der Rennkalender schlechte Aussichten für C-Fahrer bietet (2 Rennen zu Saisonbeginn, 2 Rennen in der restlichen Saison), bleibe ich dann doch besser ohne Lizenz. Das bedeutet mehr Rennmöglichkeiten - und das ist der falsche Trend. Verband und Vereine wollen es aber offenbar nicht anders ...

Also schwimme ich quasi mit dem Strom, bleibe im Trend - aber fokussiere mich dennoch auf den Vergleich mit Lizenzfahrern. Wie das? Tja, die Dienstagabendserie in Kulmbach macht es möglich. Nach Lesart des Verbandes nur eine "Trainingsmaßnahme", aber im Vergleich zu Jedermannrennen im Ausland (wie die zahlreichen Marathons in den Alpen, die Gran Fondi in Italien oder so etwas wie die Transalp) hat man hier wenigstens eine hohe Sicherheit. Der ATS Kulmbach sorgt hier jeden Dienstag durch das ehrenamtliche Engagement wichtiger Helfer für einen reibungslosen Ablauf auf einer sehr gut abgesicherten Strecke mit Einbahnstraßenregelung. Komplett gesperrt für den Verkehr ist der Kurs nicht, aber wenigstens hat man nicht wie bei diesen teuren Jedermannrennen im Ausland die tödliche Gefahr von Gegenverkehr. Und sportlich gesehen stehen die Rennen sowieso über den Hobby- und Jedermannrennen, weil hier einfach viele Lizenzfahrer am Start sind, darunter teilweise auch A- und B-Fahrer sowie talentierte Nachwuchsfahrer, die mir die letzten beiden Jahre schon um die Nase gefahren sind.

Insofern ist ein Saisonziel hoch gesteckt: Ich will wieder in die Top Ten der Gesamtwertung bei der Dienstagabendserie. Ist das Ziel realistisch? Eigentlich nicht, wenn ich an das Niveau der letzten beiden Jahre denke, aber dennoch richte ich die Saison voll auf diese Serie aus. Die Rennen machen einfach mehr Spaß. Matthias macht beim Notieren der Punkteträger ganz allein wesentlich weniger Fehler (nahezu fehlerlos!) als die 3 oder 4 Wettkampfrichter bei offiziellen Rennen. Es wird sauberer gefahren, Harakiri-Aktionen durch Fahrer, die ihr eigenes fahrerisches Können maßlos überschätzen, gibt es eigentlich nicht. Es wird eng gefahren, aber stets kontrolliert und in einem fairen Rahmen. So sieht einfach Rennsport aus! Und die Renndistanz von über 50 km ist natürlich auch optimal. 20 oder 30 km bringen es einfach nicht so richtig, ab 80 km wird es für mich aber auch schon wieder zu lang. Die Dienstagabendserie liegt also genau in meinem Trainingsbereich, es sind keine 100 km Anfahrt - und die Startgebühr für die komplette Serie ist sowieso unschlagbar. 25 Euro für 14 oder 15 Rennen - was interessiert mich da so ein Scheißdreck wie der GCC? Und ja, ich habe den GCC gerade als Scheißdreck bezeichnet. Einfach so, weil's mir Spaß gemacht hat :)

Ein weiteres Saisonziel ist wieder ein Etappenrennen. Dieses Jahr überschneidet sich leider das Kriterium in Werneck mit der Zollernalb-Tour. Werneck ist nur alle 2 Jahre und hat mir 2012 einfach super Spaß gemacht, auch wenn am Ende nur Platz 5 herauskam. Aber ein 5. Platz hat mir halt selten so viel Spaß gemacht und die Anfahrt ist ja auch deutlich geringer, weshalb das Etappenrennen in Sonneberg die Lösung für diese Terminkollision ist! Terminlich zwar normalerweise zu früh in der Saison, um schon in brauchbarer Form zu sein, aber ein Etappenrennen ist ein Etappenrennen ist ein Etappenrennen - mit dem offiziellen Kriterium in Kulmbach dazwischen. Ja, denn auch an dem Wochenende gibt es eine Terminüberschneidung, aber da Kulmbach ja gleich auf dem Rückweg aus Sonneberg liegt, lässt sich das gut kombinieren. Aber eins ist auch klar: Wenn ich schon keine gute Form haben werde und zusätzlich noch ein Kriterium fahre, dann brauch ich mir für das Etappenrennen in Sonneberg nicht viel vorzunehmen. Bei der Zollernalb habe ich die Top 20 klar verfehlt, in Sonneberg rechne ich mit einem ähnlich bescheidenen Abschneiden. Insofern ist das ein komisches Saisonziel, aber: Ich will beim Etappenrennen in Sonneberg einfach irgendwie Spaß haben. :)

In Schleiz gibt es einen neuen Kurs, da lässt sich also nicht viel prognostizieren, aber als einziges Rennen der Saison mit Teamwertung wandert auch dieser Termin natürlich wieder als Highlight in meinen Kalender. 3 Saison-Highlights also. Und nachdem ich im letzten Jahr erstmals die Top Ten verfehlte, will ich dieses Jahr wieder dorthin zurück - auch wenn das Höhenprofil der neuen Strecke fast noch übler aussieht als auf der alten Strecke. Da muss man auf jeden Fall wieder gut klettern können - nicht gerade mein Markenzeichen. Aber egal, durch die beiden GCC-Distanzen hat man auf der GCC-freien Kurzdistanz normalerweise keine Spitzenkletterer, da kann ich schon einigermaßen mithalten - hoffe ich zumindest. ;)

Ja, doch ... das klingt alles in allem schon ganz gut. Dafür kann ich mich im Februar langsam wieder aufs Rennrad schwingen ...

Dienstag, 14. Januar 2014

Winter-Lästern #2 - Radsport im Verein

So, nachdem ich mich vor mehreren Wochen mal über die ganze Sache mit Vereinssport in diesem unseren Lande ausgelassen hatte, ganz allgemein und mit reichlich wenig Lästerei zu Fußballvereinen (die einfach am meisten richtig machen), will ich heute mal die Vereinslandschaft im Radsport ins Scheinwerferlicht rücken. Und zwar NUR den Vereinssport - Jedermann-Teams bekommen ihren eigenen Läster-Beitrag. ;)

Rückblende nach 2005: Ich hatte mich an das Vereinswesen ja schon gewöhnt, wie ich bei "Winter-Lästern #1" geschrieben hatte. Als ich mir 2005 ein Rennrad gekauft hatte, wollte ich kurz darauf auch schon Rennen fahren. Mein erster Gedanke war also: Ich muss mal nach einem Radsportverein in der Nähe suchen. Das half aber nichts. Ich fand zwar schnell die Seite des bayrischen Radsportverbandes, aber Vereine, die im Straßenradsport aktiv sind, fand ich hier eigentlich nur einen einzigen - das war nicht viel. Die hatten auch eine Website und ich überlegte mir, wen ich am besten für ein paar erste Infos anschreiben könnte. Bei "Infos" dachte ich mir, dass Pressewart evtl. richtig wäre. War wohl ein Denkfehler, denn meine Mail blieb unbeantwortet. Und da haben wir schon ein erstes Übel bei Radsportvereinen: Sie nutzen die heutige Möglichkeit der ersten Kontaktaufnahme übers Internet entweder noch gar nicht oder zumindest nicht richtig. Die Lösung wäre einfach, dass man eine Website hätte, auf der klipp und klar stehen würde: "Infos für Einsteiger - Kontakt per E-Mail an X" - man sollte einfach eine möglichst direkte Kontaktmöglichkeit einbauen.

Naja, nachdem das nicht geklappt hatte, ich aber sowieso schon ein Hobbyrennen in Altdorf ausgemacht hatte, dachte ich mir: "Altdorf ist gleich um die Ecke, da werden die Leute von diesem Verein aus der Gegend hier ja bestimmt auch vor Ort sein, da kann ich EINFACH das persönliche Gespräch suchen." Ganz so einfach sollte das aber gar nicht sein, denn ich konnte dort weit und breit niemanden von diesem Verein erspähen. Von der Website her war aber dennoch der Eindruck entstanden, dass der Verein im Straßenradsport aktiv wäre. Komisch, komisch. Auch einen Monat später bei einem Rennen in Lauf fand ich niemanden von diesem Verein. Was war da bloß los? Gab es den Verein vielleicht gar nicht mehr?!? Ich suchte ja einen Verein, um Rennen zu fahren - und genau dort hätte ich diesen potenziellen Verein eigentlich auch finden müssen. Was war hier also das Problem? Genau: fehlende Präsenz! Es gibt doch heutzutage bei den Rennen der Vereine auch häufig Startmöglichkeiten für vereinslose Fahrer. Diese vereinslosen Fahrer sind doch alle potenzielle Vereinsmitglieder - wieso bemühen sich die Vereine also nicht durch Präsenz um diese Fahrer?!? Haben die Vereine vielleicht schon zu viele Mitglieder, vor allem zu viele aktive Mitglieder?

Dabei ist es mit dem Werben von vereinslosen Fahrer bei solchen Vereinsrennen ja generell so: Teilnehmende Vereine könnten selbst außerhalb ihrer eigenen Region auf Fahrer treffen, die durchaus aus der eigenen Region kommen und auch einen weiteren Weg zu dem jeweiligen Rennen auf sich genommen haben. Aber vor allem bei Rennen in der eigenen Region könnte man auch bei den Hobby- und Jedermannrennen mal schauen, wer da einen guten Eindruck macht und vielleicht sogar das Potenzial für den Lizenzsport hätte. Ist ja nicht so, dass der Nachwuchs heute massenweise aufs Rennrad steigt, also sollte man auch Quer- und Späteinsteiger versuchen für sich zu gewinnen. Oder etwa nicht? Fahrer, die bei Hobby- und Jedermannrennen an den Start gehen, zeigen ja schon den Willen Rennen zu fahren - und das ist auch für den leistungsorientierten Rennsport (also ab C-Klasse = mit Lizenz) die Grundvoraussetzung. Da kann man noch und nöcher Trainingsweltmeister im Verein haben, die irgendwann mal mittrainiert haben, bei der Sache geblieben sind, vielleicht sogar dem Verein beitreten, aber dann immer nur im Gruppentraining den anderen zeigen wollen, wie toll sie doch Rad fahren können, wenn es um gar nix geht. Will man sein Trikot aber auch im Rennsport weiterhin vertreten haben, sind rennbereite Hobbyfahrer doch eigentlich viel interessanter als der x-te Trainingsweltmeister. Warum also bemühen sich die Vereine nicht mal um diese Fahrer? Dass die aktiven Fahrer nicht an so was denken, wenn sie ein eigenes Rennen fahren, ist ja klar, aber warum sind bei vielen Radsportvereinen denn auch keine Trainer oder einfach nur Betreuer mit dabei? Die könnten auch einen Blick auf so etwas haben.

Ein anderer Punkt bei den Vereinsrennen ist die Sache für die ausrichtenden Vereine: Manche Vereine gängeln die Teilnehmer der Hobbyrennen ja sogar noch mit Klopapier, also irgendwelchen Zetteln, auf denen in nicht gerade selten sehr schlechtem Deutsch geschrieben steht, dass man auf eigene Gefahr teilnimmt. Total überflüssig, weil man als Verein ja sowieso über den Verband versichert ist - falls man die Möglichkeit der temporären Blanko-Versicherungen nutzt, die der Verein jedem Veranstalter anbietet. Aber ich glaube fast, dass das viele ausrichtende Vereine gar nicht mal wissen, dass sie diese Möglichkeit haben. Das Klopapier, das sie uns unterschreiben lassen, hat ja überhaupt keine rechtliche Bedeutung. Dazu müsste der Text in Rechts-Deutsch geschrieben sein und dürfte natürlich nicht so viele Fehler beinhalten, wie ich das speziell bei einem Rennen erleben musste, das ... sagen wir mal ... nicht im Süden Bayerns war. Ist eigenlich wurst, welcher Verein genau einen scheinbar 5-jährigen den Text verfassen lassen hat, aber egal ... ;)

Tatsache ist jedenfalls, dass die ausrichtenden Vereine es falsch machen. Sie sollten den Teilnehmern zwar Zettel in die Hand drücken, aber Zettel mit Infos über den Verein! Website, Trainingszeiten, Ansprechpersonen. Und was man als Verein auch immer dabei haben sollte: ein paar Mitgliedschaftsanträge. Denn in München habe ich das mal erlebt: Ein Hobbyfahrer entschied sich dort von sich aus (!) dem ausrichtenden Verein gleich beizutreten. Das machte der zwischen Anmeldung fürs Hobbyrennen und dem Start des Rennens. Wurde vom Streckensprecher extra so erzählt. Ich selbst wollte damals in Altdorf ja auch wegen eines Vereins suchen. Also die Bereitschaft von Hobbyfahrern zum Vereinsbeitritt ist auf jeden Fall gegeben, nur die Vereine bemühen sich halt nicht. Mein Tipp an jeden ausrichtenden Verein wäre also: Lasst ein paar Handzettel drucken, mehr als 10 wären bei der nicht vorhandenen PR für die Hobbyrennen wohl gar nicht mal nötig, und fragt Hobbyfahrer bei der Anmeldung, ob sie schon in einem Verein sind und ob sie gerne Infos über den ausrichtenden Verein hätten. Wenn nur ein einziger dieser Fahrer dann beim nächsten Gruppentraining am Start ist, hat sich das ganze doch eigentlich schon gelohnt. Man muss die vereinslosen Fahrer auf die Vereine aufmerksam machen - im Rahmen von offiziellen Verbandsrennen wird das seitens der Vereine leider überhaupt nicht getan. Auch die Sache in München war ja nicht der Verdienst des Vereins, sondern ging vom Fahrer aus. Mir ist also kein einziger Verein bekannt, der ein Hobby- oder Jedermannrennen ausgerichtet und sich gleichzeitig um Mitgliederwerbung bemüht hat. Was für ein verschenktes Potenzial ...

2006 wollte ich dann immer noch einem Verein beitreten. Über radsport-forum.de lernte ich einen Fahrer der RSG Lauf kennen und befasste mich mit dem möglichen Vereinsbeitritt dort, denn deren Trikots sah ich regelmäßig bei den Rennen. Aber fast 40 km bis zum Treffpunkt fürs Gruppentraining waren mir dann doch zu weit. Nach einem weiteren Versuch der Kontaktaufnahme per E-Mail kam dann aber doch mal eine Antwort von diesem Verein. Ich nahm an einem Gruppentraining teil und trat dann ab 2007 in den Verein ein, obwohl ich eigentlich schon hätte sehen kommen müssen, dass das nicht zu gemeinsamen Rennstarts führen würde. Immerhin sah ich die Trikots dieses Vereins auch 2006 bei keinem Rennen, doch irgendwie war ich dieser Tatsache gegenüber blind. Ich dachte mir wohl, dass das schon ein paar Fahrer zu Rennteilnahmen motivieren würde, wenn ich bei den Rennen auch schon am Start wäre. "Ach, du fährst dort mit? Naja, dann fahre ich auch mal mit." So in der Art hatte ich mir das vorgestellt, aber das stellte sich als reine Illusion heraus.

Allerdings muss ich zu dieser Illusion sagen: Das ist nicht das Problem dieses einzelnen Vereins, sondern das Problem von Radsportvereinen im allgemeinen! Ich hätte das bei so ziemlich jedem anderen Verein genauso erlebt. Ich wollte Radrennen fahren und wollte das mit Vereinskollegen gemeinsam tun. Das war mein Beweggrund für den Beitritt in einen Radsportverein. Doch genau das fand ich dort nicht. Was ich stattdessen bei Radsportvereinen fand und immer noch finde, ist eine Ablehnung Hobbyfahrern gegenüber. "Das sind doch keine richtigen Rennen, das sind auch keine richtigen Rennfahrer ..." ... und dann gleichzeitig aber auch das Gelästere wegen der Sponsoren, die statt Vereine lieber Jedermann-Teams sponsern: "Die scheiß Jedermänner nehmen dem richtigen Radsport nur die Sponsoren weg ..."

Alles selbstgemachter Bullshit! Die Vereine haben zunehmend weniger Mitglieder - weil sie sich um neue nicht bemühen. Die Vereine haben zunehmend weniger aktive Rennfahrer - weil sie Rennfahrer im Hobbybereich ignorieren und teilweise aktiv verscheuchen. Die Vereine haben zunehmend weniger Sponsoren - weil sie durch zunehmend weniger Mitglieder und weniger aktive Rennfahrer kaum noch bei Rennen präsent sind. Und Sponsoren wollen präsentiert werden. Vereine können das Sponsoren heutzutage immer seltener bieten, Jedermann-Teams bieten Sponsoren aber genau das: Sie sind bei Rennen präsent! Die Trikots mit den Sponsorenlogos werden auf zahlreichen Bildern abgelichtet und sind im Netz zu sehen. DKV, Merkur, Graakjaer, Multipower, Drinkuth & Co - wer konnte mit diesen Namen schon etwas anfangen, bevor sie als Sponsoren im RADSPORT aufgetreten sind? Sie wurden halt repräsentiert. Hätten die gleichen Sponsoren irgendwelche Vereine gesponsert, würde die kein Schwein kennen. Also vielleicht sollten die Vereine mal den Jedermann-Teams etwas über die Schulter schauen und LERNEN - wobei ich denke, dass viele Radsportvereine lernresistent sind. Die wollen gar nicht mit der Zeit gehen und es macht ihnen viel mehr Spaß über die geänderte Radsportlandschaft zu lästern als sich an die geänderten Zeiten anzupassen. Oder vielleicht doch? Welche Radsportvereine dort draußen wollen wieder mehr Mitglieder, aktive Rennfahrer und Sponsoren?

Ein wichtiger Punkt ist aber auch das Engagement - und das ist ja in der Regel "ehrenamtlich", sprich: es bringt einem ja eigentlich nix, wenn man etwas tut. Dennoch gibt es sie dort draußen, die Radsportvereine, die noch etwas tun. Das bezieht sich aber mit sehr wenigen Ausnahmen nicht auf Nachwuchsförderung und Mitgliedergewinnung, sondern auf das Veranstalten von Rennen. Die Vereine, die Rennen veranstalten, beweisen in diesem Punkt hohes Engagement. Das ist alles kein Zuckerschlecken. Aber wenn man sein Engagement "nur" auf das Ausrichten von Rennen beschränkt, ist es eben auch eine Art vergebene Liebesmüh. Ich finde es einfach schade, dass die aufwendige Arbeit dieser Vereine den Vereinen selbst eigentlich nichts bringt. Sie gewinnen kaum neue Mitglieder bzw. aktive Fahrer und sind bei ihren eigenen Rennen dann kaum oder sogar gar nicht im Fahrerfeld vertreten. Dabei fiel mir in den letzten Jahren in Bayern aber auch auf, dass einige wenige Vereine scheinbar sehr viel Aufwand und Geld in das Abwerben von Fahrern anderer Vereine stecken, um selbst ein riesiges, schlagkräftiges Amateur-Team stellen zu können, aber da diese Vereine schon so viel Geld und Arbeit in dieses Abwerben stecken, bleibt dann meist kein Engagement mehr für das Ausrichten eines eigenen Rennens. Man kann als grob sagen: Die ausrichtenden Vereine richten Rennen für diejenigen Vereine aus, die den ausrichtenden Vereinen die Fahrer geklaut haben. Komische Sache, ist aber so. Meine Sympathien sind auf jeden Fall bei den ausrichtenden Vereinen, denn ohne diese Vereine würde es keine Rennen mehr geben. Da könnte andere Vereine noch und nöcher ein starkes Amateur-Team aufbauen, das würde dem Radsport nix bringen, weil diese starken Amateur-Teams dann irgendwann nur noch Rad-Marathons fahren könnten, wenn es keine Rennen mehr gibt. ;)

Es gibt sicherlich noch weitere kleinere Punkte, die man kritisch aufarbeiten könnte, aber Mitglieder- und Sponsorengewinnung sind für einen Verein sicherlich die wichtigsten - und die habe ich hier mal abgearbeitet. Da machen die meisten Vereine einfach eine schlechte Arbeit und arbeiten teilweise gegen sich selbst. Unattraktiv für Breitensportler, unattraktiv für Sponsoren - der Radsport steckt in keiner Krise, nur der Vereinsradsport tut es. Im Jedermannradsport kann man nämlich weiterhin von einem Boom statt von einer Krise sprechen. Mehr dazu ein andermal ...