Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Donnerstag, 17. September 2015

Saisonabschlussfahrt beim Heideradcup

Wie sieht die Saisonabschlussfahrt eines Rennfahrers aus? Genau: Man fährt nochmal bei gutem Radwetter ein letztes schönes Straßenrennen mit. Da Straßenrennen (für C-Fahrer) im Lizenzbereich so eine Seltenheit sind (und zwar schon seit Jahren, das ist also nicht nur ein Trend), bedeutet das für gewöhnlich, dass man bei einem Jedermannrennen am Start steht. Und der schön(st)e Bonus bei den kommerziellen Jedermann ist natürlich die obligatorische Teamwertung. Da ich dieses Jahr aber als Einzelstarter unterwegs war, brauchte ich ein Team, das mich als Gastfahrer bei sich aufnahm. Und da man sich schon seit Jahren kennt, nahm mich Heiko Löb bei seinem Team Expresso-Cycleholics.de auf. Der Saisonabschluss sollte also "pretty and fast in pink" werden. ;)

Die Anfahrt nach Torgau war mit über 300 km außergewöhnlich lang für meine Verhältnisse, aber die Fahrt dauerte nur knappe 3 Stunden. Außer einer zweispurigen Autobahnbaustelle bei Leipzig flutschte es auf der Autobahn richtig gut, danach standen aber noch 45 Minuten Landstraße nach Torgau an. Dass man aber in zwei Stunden nach Leipzig-Süd kam, ließ mich in dem Moment schon überlegen, ob sich nächstes Jahr nicht vielleicht doch auch einige Ausflüge mehr in die Leipziger Region lohnen könnten. Die Anfahrt ist im Endeffekt (zeitlich gesehen) kürzer als z.B. nach Grünwald. Also wieso nicht häufiger Rennen in und um Leipzig herum? Ich werde meine Augen nächste Saison jedenfalls verstärkt nach Rennen in dieser Gegend offen halten...

Eine halbe Stunde vor dem Rennen wollte ich dann mal meine Beine etwas auflockern, nachdem ich tags zuvor noch in Stadtsteinach bei der Bayerischen Bergmeisterschaft mit Steigungen von über 20 % und einem durchrutschenden Hinterrad zu tun hatte. Übrigens, ich hab's jetzt nochmal gewogen, mein gutes altes Cinelli-Aluminiumrad: 8,8 kg. Also im Endeffekt doch nicht so schwer, da war der schwere Fahrer auf diesem Rad schon eher das Problem in Stadtsteinach, aber beim Heideradcup auf der 40er-Distanz sollte es keine einzige Steigung geben. Allerdings können Höhenprofile im Internet auch oftmals täuschen...

Nach einer Viertelstunde mit hoher Kadenz begab ich mich zusammen mit dem Team in den vordersten Startblock fürs 40er-Rennen, das die rosa Panther der deutschen Jedermann-Szene im Vorjahr in der Teamwertung für sich entschieden hatten. Es galt also einen Titel zu verteidigen! Als wir dann losrollen durften, achtete ich natürlich gleich auf den Streckenverlauf, weil wir die ersten Kilometer schließlich am Ende umgedreht als Zielankunft fahren würden. Der Weg vom Zielstrich zur ersten (etwas engen) Kurve war dann auch gleich so kurz, dass mir von vornherein klar war, dass man nach der Zielkurve eigentlich nur noch seine Position würde halten können. Verschiebungen wären da kaum noch möglich. Allerdings entsprach das nicht dem Streckenverlauf aus dem Internet. Der Grund dafür war einfach der, dass dort eine Baustelle war und wir eine Umgehungsstraße fahren mussten. Das war natürlich alles nicht optimal für die Zielankunft, aber die Umgehungsstraße war generell lang genug, um dort einen Sprint fahren zu können. Das war dann zu dem Zeitpunkt schon mein Plan für eine Sprintankunft.

Laut Starterliste waren wir knapp 100 Fahrer, aber mir fielen auch einige Nachmelder auf. Bei dem Wetter kein Wunder! Ein Rennbericht (vermutlich vom Veranstalter?) erzählt von 156 Teilnehmern, aber das muss ein Tippfehler gewesen sein, denn auf der Ergebnisliste steht schwarz auf weiß: 106 Teilnehmer. Also da wurde wohl die 0 mit einer 5 vertauscht. Allerdings ist 106 auch die Zahl der Finisher. Spoiler Alert: Ich bekam jetzt nichts von Stürzen auf der 40er-Strecke mit, und da es ja ein Kurs von A nach B war, würde auch ein vorzeitiges Aussteigen keinen großen Sinn machen. Also kann es durchaus sein, dass alle Starter auch ins Ziel kamen. Dass 50 Fahrer ausgefallen sind, kann ich mir zumindest beim besten Willen nicht vorstellen. ;)

Über 100 Fahrer sind aber immer noch eine ganz schöne Masse, zumal der Kurs ja auf selektive Steigungen verzichtete. Zu Rennbeginn reihte ich mich dann erst mal irgendwo unter den ersten 20 Fahrern ein und beobachtete einfach erst mal, wie das Feld so fährt. Der Gegenwind sorgte anfangs für ein eher niedriges Renntempo, aber das lag auch vor allem daran, dass ich halt im Windschatten fuhr. Zwischen Beckwitz und Taura kam ich nämlich selbst mal in die führende Position und musste die Nase etwas in den Wind halten. Da merkte ich schon, warum das Tempo noch nicht so hoch war. Die Beine fühlten sich auch noch etwas verkrampft an, also führte ich nicht sonderlich lang und suchte dann wieder den Windschatten auf.

Hinter Taura fuhren wir dann scheinbar "endlos" durch ein Waldstück, wo das Feld sehr kompakt fuhr. Nachdem das Tempo nach der Kurvenkombination in Taura mal etwas angezogen hatte, war jetzt wieder Kaffeefahrt angesagt. Dennoch war das alles andere als entspannend, denn die Straße war am rechten Rand nicht im allerbesten Zustand. Daher wollte man sich nur ungern allzu weit nach rechts außen abdrängen lassen. Gleichzeitig war der Streckenverlauf durch den Wald von mehreren kleinen Wellen geprägt, die aber allesamt nicht für Tempoerhöhungen sorgten und somit auch keine weitere Selektion brachten. Ich versuchte zwischendurch mal ein bisschen zur Seite zu blicken, um im Augenwinkel erkennen zu können, wie viele Fahrer noch hinter uns fuhren, aber da sah ich kein Ende. Und komplett umdrehen wollte ich mich wegen des niedrigen Tempos und der kompakten Fahrweise des Feldes auch nicht, weil ich sonst vielleicht in ein Hinterrad gefahren und gestürzt wäre.

Hinter dem Waldstück kam dann kurz vor Lausa eine Abzweigung nach rechts. Da ich an diesen Stellen immer etwas weiter vorn fahren wollte, um eine möglichst geringe Sturzgefahr zu haben und natürlich auch keinen so starken Ziehharmonikaeffekt erleben zu müssen, war ich dann halt einfach mal vorne und setzte mich sogar um ein paar Meter vom Feld ab. Meine Güte, aus Kurven heraus beschleunige ich halt irgendwie schon automatisch immer ein bisschen, das automatisiert sich bei so viele Kriterien einfach. ;) Zwei Fahrer nahmen das aber wohl als Signal für eine Attacke und der erste der beiden rauschte wie eine Rakete an mir vorbei. Da ich aber schon mal vorne dabei war, hakte ich mich einfach mal bei den beiden ein. Aber mein lieber Schwede: Der erste Fahrer drückte wirklich schon fast wie bei einer Zielanfahrt! Der zweite Fahrer übernahm dann auch nur kurz die Führung, ich ebenfalls nur kurz. Ein Blick nach hinten: Trotz des hohen Tempos dockte das Feld schon wieder an. Heftig, heftig - da braucht man gar nicht erst was zu sagen, von wegen "nur die 40-km-Distanz" - das war jetzt eine richtig knackige Phase. Allerdings beruhigte sich das Tempo dann auch wieder.

Als wir dann ein paar Kilometer weiter wieder rechts Richtung Schmannewitz abbiegen mussten, wollte ich unbedingt wieder vorne fahren, weil ich vom Internet her eine Abfahrt vermutet hatte. Aber wenn man im Endeffekt keine richtige Steigung hatte, konnte man auf diesem Kurs auch keine richtige Abfahrt erwarten! Ich war also etwas unnötigerweise ganz vorn, zumal ich die Kurve auch wirklich mies gefahren bin. Mich verwirrte zunächst, dass Führungsauto und Begleitmotorrad erst so spät abbogen. Im ersten Moment dachte ich sogar, die würde an der Stelle geradeaus weiterfahren. Dann sah ich auch noch irgendwas in der Kurve liegen, was aber wohl nur einige Laubblätter waren. Gerade als ich die Kurve dann doch noch mit 'nem guten Schwung anfahren wollte, sah ich ganz innen "Dreck" in der Kurve - also solche kleinen Steinchen, die in vielen Kurven auf Landstraßen im Kurvenscheitel liegen. Kennt man ja als Rennradfahrer. Wenn man da voll in Kurvenlage drüberknallt, könnten diese Steinchen auch einen ähnlichen Effekt wir Murmeln haben - dann rutscht man weg. Insofern musste ich meine Fahrlinie korrigieren und dazu auch etwas bremsen. Das war richtig schlecht gefahren, muss ich sagen, das muss ich nächstes Jahr deutlich besser machen! Der Schwung war weg, zumal hinter der Kurve eben doch keine Abfahrt folgte. Ich drückte dennoch aufs Tempo, weil ich mir das dummerweise für diesen Abschnitt so überlegt hatte, aber das war alles vergebene Liebesmüh. Ein Teamkollege kam noch hinzu - ich erkannte aber nicht, wer genau das war. Er führte kurz, dann führte ich wieder - und dann war ich irgendwie als Solist mit etwas Vorsprung vor dem Feld unterwegs. Da sich die Beine zwar langsam etwas besser, aber immer noch nicht gut anfühlten, wollte ich jetzt einfach nur noch bis zur Abzweigung in Schmannewitz vorn bleiben. Klappte aber auch nicht ganz, auf den letzten Metern wurde ich überholt und fuhr dann mitten im Verkehr um die Kurve, aber das war alles kein Problem. Generell muss man auch sagen, dass die Kurven eigentlich alle ganz sauber gefahren wurden, das habe ich bei den C-Rennen dieses Jahr teilweise nicht so erlebt. Nur auf den geraden Abschnitten gab es heute mehrere hektische Situationen, wo sich Fahrer wohl auch schon berührten. Mich berührte auch mal jemand am Lenker, aber Stürze gab es heute zum Glück dennoch keine - zumindest bekam ich nix davon mit.

Hiner Schmannewitz wurde dann mal wieder aufs Tempo gedrückt. Zwei Fahrer konnten sich etwas absetzen und hatten gewiss kein schlechtes Tempo drauf, denn das Feld fuhr eigentlich gleich entschlossen hinterher, aber der Abstand blieb relativ konstant. Bis Sitzenroda konnten wir uns aber trotzdem wieder rankämpfen und dann ging das Tempo zunächst wieder etwas runter. Es ging dann weiter nach Schildau, wo ich im Internet gesehen hatte, dass wir im Ort rechts in eine engere Straße abbiegen würden. Daher wollte ich mich rechtzeitig vor diese Kurve wieder nach vorne schleichen, aber das klappte diesmal nicht so gut. Da wussten scheinbar mehrere Fahrer, dass solche Stellen zu einem Knackpunkt werden können. Ich konnte dann auch nicht auf der Ideallinie um die Kurve fahren, beschleunigte diesmal aber auch nicht wie bei einem Kriterium aus der Kurve heraus. Stattdessen wollte ich die Konkurrenz arbeiten lassen, um ein kleines Loch zu den ersten sechs Fahrern zuzufahren. Da auch einer von uns dabei war (Stefan), musste ich ja auch nicht nachführen. Ich war dann zunächst Teil einer Gruppe mit ungefähr 10 Fahrern, also diese enge Kurve hatte definitiv dafür gesorgt, dass etwas Bewegung ins Feld kam. Die Gruppe nahm aber raus, niemand wollte fahren. Da der Abstand zur Spitzengruppe dann schon in den Bereich kam, wo man sich entscheiden musste, ob man ebenfalls noch nach vorne springen wollte, trat ich an dieser Stelle an. Ich wollte auf diese Weise das Feld etwas düpieren und dafür sorgen, dass wir in der Spitzengruppe zu zweit vertreten wären. Als ich mich erstmals umblickte, schien das Feld auch nicht wirklich zu reagieren. Ich drückte also noch weiter, die Beine waren mittlerweile besser und dann blickte ich mich erneut um - jetzt nahte aber schon eine Perlenkette, also nahm ich raus, da immer noch ein Loch zur Spitzengruppe vorhanden war. Schade, hatte nicht geklappt, aber wäre ja auch langweilig, wenn jede Aktion so klappen würde, wie man sie sich vorher ausmalt. ;)

Das Feld rollte im Endeffekt wieder zusammen und dann bereitete man sich schon mehr oder weniger auf den Zielsprint vor. Keinerlei Attacken mehr, das Tempo auch überschaubar - jetzt musste man sich nur richtig positionieren! Ich hatte mir auf einem Zettel alle Abzweigungen notiert und ging davon aus, dass als nächstes der Kreisverkehr vorm Ziel folgen würde. Dummerweise stellt sich heraus, dass ich doch nicht alle Abzweigungen notiert hatte - die letzte Abzweigung vor dem Kreisverkehr vergaß ich! Und da ich links fuhr und somit gar nicht erkennen konnte, ob es sich um einen Kreisverkehr handelte oder nicht, war ich dann vom Kopf her ganz schön verwirrt, als plötzlich "erneut" ein Kreisverkehr kam. Das war natürlich nicht optimal, aber noch hatte ich auf der linken Seite ein freies Vorderrad. Ich blickt nach vorn, um die Stelle zu erkennen, wo die Umgehungsstraße wegen der Baustelle beginnen würde, um rechtzeitig anzutreten. Und als ich so nach vorne blicke, sehe ich, dass die Spitze des Feldes plötzlich nach links rüberzog - ALAAAARM!!! Die Tür auf der linken Seite ging somit also zu! Wir waren aber schon kurz vor Beginn der Umgehungsstraße, also musste ich unbedingt ein freies Vorderrad bekommen. Es blieb nur der schnelle Wechsel auf die recht Seite des Feldes - aber der blieb mir verwehrt. Ein Fahrer tauchte neben mir auf und blockierte mich - wohl eher unabsichtlich, aber dennoch war ich (mal wieder bei einem Massensprint) eingeklemmt. Wir waren schon längst auf der Umgehungsstraße und meine Beine schrien mir zu, dass sie Vollgas geben wollen, aber ich hatte kein freies Vorderrad. :( Erst kurz vor der Zielkurve konnte ich mich doch irgendwie befreien, aber da war es für einen Sprint schon zu spät. Es ging nur noch drum, mit möglichst viel Geschwindigkeit durch die Kurve zu kommen - aber auch das wurde nix: Im Kurvenscheitel kam es fast zu einem bösen Sturz, als sich mehrere Fahrer fast verhakten, was bei so einer engen Kurve so wenige Meter vorm Zielstrich aber schon fast zu erwarten war. Daher wollte ich ja auch eigentlich schon auf der Umgehungsstraße sprinten, aber das klappt ja nicht. Tja, und dann musste ich in der Zielkurve noch etwas bremsen, um nicht in den fast stürzenden Fahrerpulk zu rauschen. Was für eine misslungene Zielankunft - mit viel zu entspannter Atmung für einen Zielsprint rollte ich dann auf Position 10 ins Ziel und war einfach nur enttäuscht. Noch lange nicht am Limit, aber das Rennen war vorbei. Nein, das lag nicht unbedingt an der kurzen Distanz, sondern hauptsächlich daran, dass ich im Zielsprint eingeklemmt war und somit im Energiesparmodus ins Ziel rollte.

Ist halt so. Manche Fahrer können sich bei solchen Ankünften immer super positionieren, ohne zu früh im Wind zu sein, während ich ein Spezialist dafür bin, mich einbauen zu lassen. Sämtliche Sprints aus kleinen Gruppen heraus habe ich bei Straßenrennen bisher immer gewonnen (mir fällt zumindest spontan keine Ausnahme ein), nur bei Massensprints - und unser Hauptfeld bestand immerhin noch aus 30 Fahrern - konnte ich noch nie voll sprinten, ohne dass ich eingebaut wurde. Das ist aber sicherlich auch etwas, woran man arbeiten kann. Allerdings kann man das nicht bei den zahlreichen Kriterien, sondern man braucht einfach mehr Straßenrennen, die nicht so selektiv wie Schleiz oder Schmölln sind, damit man häufiger bei solchen Massensprints dabei ist. Je häufiger man so was erlebt, desto besser sollte man diese Situationen dann auch bewältigen können. Dass ich mich in diesem Bereich verbessere, schreibe ich mir gleich mal auf meine To-Do-Liste für nächstes Jahr. Frankfurt-Eschborn und die Neuseenclassics stehen daher schon auf meinem Zettel. Und der Heideradcup sowieso ;)

Ach ja: Wir waren mit 4 Fahrern im Hauptfeld vertreten und somit das einzige Team, das dies geschafft hatte. Das heißt: Titel verteidigt, Sieg in der Teamwertung! Zum Saisonabschluss durfte ich also doch noch aufs Podest klettern, womit ich eine Serie ausbauen konnte: Seit 2009 stand ich mindestens einmal pro Saison auf dem Treppchen! Und die Mühen haben sich auch wirklich gelohnt, denn folgende Dinge gab es:


Urkunde und Medaille: Genau das, was ich schon als Kind als die typischen Auszeichnungen im Sport kennengelernt habe. Preisgeld? Schön und gut, aber speziell so eine Medaille macht doch optisch einfach viel mehr her! Vor allem diese Medaille hier finde ich wirklich schön vom Design her. Das Einbauen von diesem Rot ist wirklich klasse!

Ein paar bewegte Bilder folgen auch noch, aber nun brennt erst mal die Tastatur ... wo ist der Feuerlöscher?!?

Montag, 14. September 2015

Bayerische Bergmeisterschaft 2015

Was hat ein Fahrer, der eigentlich ein Hobby-Sprinter ist, bei der bayerischen Bergmeisterschaft verloren? Normalerweise würde sich die Anreise für so etwas nicht lohnen, aber da die Meisterschaft dieses Jahr in Stadtsteinach bei Kulmbach ausgetragen wurde, konnte ich mal eben in einer knappen Stunde rüberfahren. Man darf auch nicht vergessen: Eine Lizenz ist die einzige Möglichkeit, um an Verbandsmeisterschaften teilnehmen zu können. Für Fahrer ohne Lizenz gibt es so was einfach nicht (von der PR-Meisterschaft, die im GCC zwei Jahre "ausgetragen" wurde, mal abgesehen). Bei der Straßen- oder Kriteriumsmeisterschaft würde ich nicht mithalten können, weil die KT-Profis und A-Amateure dort das Niveau bestimmen und man ja normalerweise bei Rückstand zum Hauptfeld ziemlich schnell und gnadenlos aus dem Rennen genommen wird. Die Bergmeisterschaft wurde aber als Bergzeitfahren ausgefahren. In Kombination mit der relativ kurzen Anfahrt (denn eine knappe Stunde ist kurz, wenn man in der Oberpfalz wohnt, wo es ja bekanntermaßen mit dem Straßenradsport-Angebot trauriger als in Thüringen aussieht) verleitete mich das dann zu einem Start.

4,6 km sollten es laut Ausschreibung sein. Online versuchte ich ein Höhenprofil zu erstellen und dachte mir dann, dass das ganz gut machbar sein sollte. Ich vermutete ein ähnliche Steigung wie von Happurg nach Deckersberg. Tja, aber schon beim Besichtigen der Strecke musste ich feststellen, dass man Höhenprofile getrost in die Tonne kippen kann: Ständige Wechsel zwischen steil und flach(er), wobei es die steilen Abschnitte aber so richtig in sich hatten! Drei davon erinnerten mich an den Stöppacher Berg. Steigungswerte von 15-20 % vermute ich mal. An einigen Stellen eher sogar noch mehr, denn bei der Besichtigung rutschte mir im Stehen an drei verschiedenen Stellen das Hinterrad durch! Das habe ich nicht mal am Stöppacher Berg erlebt, wo ich aber größtenteils im Sitzen fuhr. Als es dann drauf an kam, wählte ich daher ebenfalls die Sitzvariante.

Mit dem schwersten Rennrad aller Teilnehmer und eine vollkommen ungeeigneten Übersetzung für solche steile Passagen (39/28) wurde die Sache zu einer einzigen Quälerei, bei der ich glücklicherweise nur durch einen einzigen Fahrer überholt wurde. Der war auch noch A-Fahrer, also war das schon okay. Es muss aber auch erwähnt werden, dass er nicht eine, sondern zwei Minuten hinter mir startete, weil der Fahrer hinter mir nicht am Start war. Aber egal, diese Quälerei bei meinem ALLERERSTEN Bergzeitfahren überhaupt (!) war vor allem auch zum Lernen gedacht. Wenn man noch nie ein BZF gefahren ist, kann man ja nicht gleich davon ausgehen, dass man alles richtig macht. Auf den Sieger verlor ich ungefähr 4 Minuten. Und hier sei übrigens angemerkt, dass der Sieger eigentlich Senioren 2 ist. Er hat sich aber für einen Start bei der Elite entschieden (als Senioren-2-Fahrer darf man das ja, als Senioren-1-Fahrer hat man gar keine andere Wahl), was auch schon eine Woche zuvor der Fall war: Da nahm er nämlich sogar an der DEUTSCHEN Bergmeisterschaft (bzw. Meisterschaft im Bergfahren, also wohl auch ein BZF) teil und wurde Zehnter. Jetzt mag man sich denken, dass da irgendwas faul ist, wenn ein Senioren-2-Fahrer bei der deutschen Meisterschaft im Bergfahren in der Elite auf Platz 10 fährt, aber in seinem rad-net-Profil sieht man auch ganz schnell: Dieser Fahrer hat sich auf solche BZFs spezialisiert. Sonst stehen bei ihm keine Ergebnisse im Profil für 2015. Und diese Spezialisierung hat sich für ihn ja offenbar gelohnt, denn er nahm auch noch den Sonderpokal für den schnellsten Fahrer des Tages in allen Klassen mit.

Für mich selbst war es wie gesagt eine Sache zum Lernen. Nächstes Jahr mit kleinerem kleinen Blatt, einem etwas leichteren Rennrad - und auch mit mehr Klettertraining. Das kam dieses Jahr schließlich viel zu kurz, also wo hätte da auch die großartige Leistung herkommen sollen? 4,6 km BZF - vor dem Start dachte ich noch, dass es Bombe wäre, wenn ich unter 15 Minuten bleiben könnte. Der Sieger hatte fast unter 11 Minuten - insofern war meine grobe Zielsetzung von 15 Minuten ganz realistisch, denke ich. Ungefähr 1 Minute pro Kilometer auf den besten Fahrer zu verlieren - für mich als "Hobby-Sprinter" das normalste auf der Welt, oder? ;) Am Ende brauchte ich aber 15:30 bzw. offiziell 15:29. Durch die zu dicke Übersetzung mit dem kleinen 39er-Blatt und das fehlende Klettertraining sehe ich aber jetzt schon das Verbesserungspotenzial, um nächstes Jahr unter 15 Minuten zu bleiben - falls dann wieder die gleiche Strecke gefahren wird. Denn das BZF gibt es ja jedes Jahr, auch wenn es natürlich nicht jedes Jahr die bayerische Bergmeisterschaft ist. Ich habe aber auch schon von den Teilnehmern gehört, dass die Strecke die letzten Jahre über immer mal wieder geändert wurde. Sollte die Strecke auch 2016 anders sein, sind meine Zeit und Leistung aus diesem Jahr eh nicht für einen (direkten) Vergleich zu gebrauchen. Wobei ich die Leistung eh nicht vergleichen könnte, da mein Pulsmesser zwei Minuten vor dem Start plötzlich ausgestiegen ist...

Für welchen Platz reichte meine bescheidene Zeit nun aber? Einfache Antwort: Platz 11. Ja, wie jetzt?!? Bayerische Bergmeisterschaft? ABC?!? Und der Hobby-Sprinter landet auf Platz 11?!? Tja, ist ja nicht meine Schuld, wenn außer mir nur zehn weitere bayrische Lizenzfahrer in der ABC-Elite-Klasse an den Start gehen. Ich war am Start, ich habe mich ins Ziel gequält - und jetzt steht in meinem Profil auf rad-net schwarz auf weiß ein 11. Platz bei der bayerischen Bergmeisterschaft. "Rechts unter Links" (also hier in der rechten Spalte unter "Einige Links") habe ich jetzt auch mein Profil direkt verlinkt, damit man sich ganz schnell und bequem ansehen kann, dass ich das nicht erfinde. Aber wieso sind überhaupt so wenig Fahrer am Start gewesen?!? Normalerweise sind die Teilnehmerzahlen bei Straßenrennen doch immer besser als bei Kriterien, weil dort die ganzen Fahrer, die "lieber klettern", am Start sind, während sie die Kriterien mehr oder weniger "boykottieren". Wo waren die jetzt? Nicht am Start und daher auch nicht im Ziel. Woran liegt's?

Ich nahm ein bisschen Gelästere wahr, von wegen "nicht mal Online-Meldung" oder "keine Prämien". Also mimimimimi, aber die Online-Meldung gab es vor 10 Jahren generell noch nicht, da war rad-net noch nicht so weit. Dennoch konnten sich die Fahrer damals schon für Rennen anmelden. Und Prämien? Es ist eine bayerische Amateur-Meisterschaft gewesen. Wenn Profis nur aufs Geld sehen, ist das ja normal. Müssen die ja auch, weil die ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Aber Amateure? Sollte es da nicht ums Sportliche gehen, ums sportliche Prestige? Der neue bayerische Bergmeister strahlte jedenfalls wie ein Honigkuchenpferd, dem waren die fehlenden Prämien also offenbar egal, dem ging es ums sportliche Prestige. Richtig so! Mir z.B. ging es auch u.a. darum, dass ich auch mal bei einer bayerischen Meisterschaft am Start bin.

"Keine Prämien" ... wieso fahren eigentlich so viele A-Fahrer bei Jedermann-Teams und bleiben absichtlich in der C-Klasse, obwohl sie eben vom Niveau her A-Fahrer sind? Bei Jedermannrennen gibt es schließlich generell NIE (!) Prämien! Diese Fahrer hörten man sich aber nie beschweren, dass es bei einem Rennen keine Prämien gibt und sie deswegen nicht starten würden.

"Keine Prämien" ... wieso überhaupt gab es aber eigentlich keine Prämien? Der Verband schreibt ja den Veranstaltern bei allen bundesoffenen Rennen Mindestprämien vor, egal ob der veranstaltende Verein sich das leiste kann oder nicht. Und wenn er das nicht kann, dann kann er halt kein Rennen veranstalten. Und auch das ist ja Teil des Problems, dass es immer weniger Rennen gibt. Scheint dem Verband aber egal zu sein, der besteht weiterhin auf seine Mindestprämien - bei bundesoffenen Rennen. Landesverbandsoffene Rennen hingegen haben keine vorgeschriebenen Prämien. Derartige Rennen zählen aber auch nicht für die Rangliste und somit auch nicht für den Aufstieg. Das macht diese Rennen dann wieder unattraktiver, weshalb es sich für die Vereine oftmals gar nicht lohnen würde, solche Rennen ohne Mindestprämien zu veranstalten. Da beißt sich die Katze ein bisschen selbst in den Schwanz. Der Verband könnte also bei seinen (!) Meisterschaften die veranstaltenden Vereine finanziell unterstützten, sollte man meinen. Tut er aber nicht, wie mir gesagt wurde. Das erklärt dann aber u.a. auch, warum die Landesverbände immer extra nach Vereinen suchen müssen, die die Meisterschaftsrennen durchführen. Keinerlei Support vom Verband - wieso sollte man sich für so etwas freiwillig melden? Und dann wird noch über den veranstaltenden Verein (!) gelästert, der die ganze Arbeit (!) hat, weil er "keine Prämien" zahlt. Da wird eindeutig auf die falsche Partei geschossen.

In dem ganzen Zusammenhang muss ich auch noch meine Kritik an den veranstaltenden Vereinen zurücknehmen, die Vorüberweisung verlangen. Ich dachte ja, dass die Vereine über den Verband abgesichert sind, wenn Fahrer sich anmelden, dann aber nicht starten und sich auch nicht (mit plausiblem Grund) abmelden. Stichwort: "Reuegeld". Aber Pustekuchen! Dieses Reuegeld, dass bei einem Nicht-Start zu berappen ist, geht nicht an den veranstaltenden Verein, sondern an der Verband! Ja, ihr habt richtig gelesen: Ein veranstaltender Verein hat den Schaden, der Verband, der gar nix für das Rennen getan hat, außer "Ausschreibungsgebühren" vom Veranstalter einzukassieren, hat den Nutzen! Da wundert es mich nicht, dass man so selten in den amtlichen Bekanntmachungen liest, dass Fahrer, die sich nicht abgemeldet haben und nicht gestartet sind, gesperrt wurden und Reuegeld zahlen mussten. Denn ich denke einfach, dass die veranstaltenden Vereine das schlicht und ergreifend nicht an den Verband melden. Wieso denn auch? Der Veranstalter hätte dann nur zusätzliche Arbeit, aber nicht den geringsten Nutzen. Das ist schon der Wahnsinn, wenn man bedenkt, wie viele Fußballvereine noch Gründe finden, um sich über den Fußballverband aufzuregen, aber wenn man mal vergleich, was der Fußballverband für seine Vereine tut und was der Radsportverband für seine Vereine tut, dann würden glaube ich die meisten Fußballvereine den Fußballverband sofort heilig sprechen wollen. Würde man mich fragen, ob ich einen Grund nennen könnte, wieso der Radsport und die Radsportvereine den Radsportverband brauchen, dann würde mir kein einziger Grund einfallen. Echt traurig...

Aber gut, unterm Strich kann das nichts daran ändern, dass ich mich ab sofort als den "Elftplatzierten der bayerischen Bergmeisterschaft 2015" bezeichnen kann und der ATS Kulmbach wieder mal eine optimale Organisation abgeliefert hat. Und soweit ich weiß, gibt es in ganz Bayern keinen anderen Verein, der so viele Wettkämpfe veranstaltet wie der ATS Kulmbach: 14x Dienstagabendserie, 1x offizielles Kriterium, 1x Bergmeisterschaft - und das jedes Jahr. Und wenn die Online-Meldung fehlt oder es keine Prämien gibt, dann ist das doch auch egal. Wenn man Rennen fahren will, dann fährt man halt einfach!

Donnerstag, 10. September 2015

Das Saisonende naht...

Zu Jahresbeginn hatte ich keine Motivation mehr für Hobbyrennen, aber mir fehlte auch der Glaube daran, dass ich ernsthaft bei Lizenzrennen mithalten könnte. Zum vermeintlichen "Abschluss" meiner Zeit mit Radrennsport wollte ich dann einfach nochmal eine Lizenz nehmen und auch endlich mal in Ingolstadt beim Straßenrennen mitfahren. Das wurde dieses Jahr abgesagt, weshalb das Jahr nicht so gelaufen ist wie geplant - stattdessen ist es viel besser gelaufen. :)

Jetzt mangelt es aber langsam an Rennmöglichkeiten und es wird mir auch wieder zu kalt, drum beschließe ich die Saison am Wochenende mit zwei letzten Starts. Zum einen starte ich am Samstag erstmals in Stadtsteinach bei der Bergmeisterschaft des ATS Kulmbach, die als BZF ausgefahren wird. Dieses Jahr ist das zugleich die Bayerische Bergmeisterschaft, also das wird meine erste Teilnahme an einem bayerischen Meisterschaftsrennen. ;) Da es ein BZF ist, komme ich also auch ins Ziel. Bei einer Straßen- oder Kriteriumsmeisterschaft würde ich das nicht schaffen, da würde man mich gnadenlos aus dem Rennen nehmen, weil ich zu früh zu viel Rückstand aufs Feld hätte. Ist ja normalerweise KT/ABC. In Stadtsteinach müssen die KT-Profis aber zusehen, wenn die Ausschreibung so stimmt. Da steht nämlich nur ABC.

Ach ja, Thema KT-Profis: Wieso werden KT/ABC-Rennen überhaupt immer noch als Amateurrennen bezeichnet?!? Wenn z.B. im Skisprung-Weltcup auch Athleten am Start sind, die normalerweise nur im Continental Cup (= 2. Liga beim Skispringen) sind, wird aus dem Weltcup-Springen ja auch nicht plötzlich ein COC-Springen, oder?!? Also für mich bleiben Rennen, die für KT-Profis ausgeschrieben, weiterhin Profi-Rennen. In diesem Atemzug sei auch nochmal auf das Ammenmärchen hingewiesen, dass der diesjährige amtierende deutsche Straßenmeister natürlich NICHT in seinem ersten Profi-Jahr gleich deutscher Straßenmeister wurde und an der Tour de France teilgenommen hat. Laut rad-net-Profil ist der nämlich schon seit 2012 Profi. Was überhaupt die KT-Profis davon halten, wenn man sie als Nicht-Profis betrachtet?!? Ist mir jedenfalls schleierhaft, wieso über den amtierenden deutschen Straßenmeister so oft zu lesen war, dass 2015 sein erstes Profi-Jahr sein sollte. Das enspricht schlicht und ergreifend nicht den Fakten.

Aber zurück zu mir, der das ganze als Hobby betreibt. Am Sonntag geht's etwas weiter, nämlich nach Torgau (hinter Leipzig). Ohne Team wollte ich nicht so weit fahren und für meine favorisierte 70-km-Strecke fand ich auch kein Team, aber die Expresso-Cycleholics nehmen mich auf die 40er Strecke mit. Da ich zuletzt mit Ausnahme des Tages in Augsburg (wo ich mit allem drum und dran auf über 90 km kam) sowieso nicht mehr länger als 50 km unterwegs war, ist das dann wohl auch genau meine Kragenweite zum jetzigen Zeitpunkt. Es soll am Wochenende auch wieder halbwegs warm werden (24 Grad), drum sollten meine Beine hoffentlich auch nochmal etwas besser funktionieren. Die letzten beiden Trainingstage waren wieder sehr unangenehm. War zwar mit Knielingen unterwegs, aber die Oberschenkelmuskulatur blieb dennoch unter der gewohnten Betriebstemperatur. Ist mir echt schleierhaft, wie so viele Fahrer bei unter 20 Grad die Muskulatur dennoch auf Temperatur bekommen. Aber bei über 30 Grad heißt es dann "das ist zu heiß zum Radfahren" ;)