Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Mittwoch, 22. Juni 2016

Zollernalbtour und Sprint-Revival in Kulmbach

Die Super-Kompensation für die Zollernalbtour hat irgendwie gar nicht funktioniert. Als ich von der Unterkunft losrollte, schein eigentlich noch alles normal, ich war locker und zuversichtlich. Als wir dann auf der Strecke ankamen, wunderte ich mich, dass mehrere Fahrer entgegen der Fahrtrichtung beim Warmfahren waren. Tilman steuerte aber wie selbstverständlich ebenfalls entgegen der Fahrtrichtung los, also folgte ich ihm erst mal - er kann den Kurs der 1. Etappe ja eigentlich schon von vor zwei Jahren. Es stellten sich nun zwei Dinge heraus: Die Strecke verlief tatsächlich andersrum als von mir vermutet (was wohl daran lag, dass wir vor drei Jahren bei anderem Kurs, aber gleichem Startpunkt andersrum gestartet sind) und ich habe wieder einmal unterschätzt, wie steil eine Strecke im Vergleich zum Höhenprofil in der Realität sein kann. Ich war also auf einen völlig anderen Kurs vorbereitet und hatte daher auch den Karussellbock ausgepackt. Aber die falsche Materialwahl und die falsche Vorbereitung auf die Strecke waren nicht die einzigen Probleme: Erstmals seit über einem Jahr meldete sich mein "harmloses Phänomen" am Herzen wieder. Die Sache mit dem ausbleibenden Schlag, der durch zwei sehr schnell aufeinander folgende Schläge kompensiert wird, was sich sehr unangenehm anfühlt und ein Schwächegefühl vermittelt. Bei Betrachtung der Datenaufzeichnung setzte das Problem nach 40 Minuten des Warmfahrens ein.

Am Start stellten wir uns dann an der Transponderlinie auf, ein Großteil der Konkurrenz aber stellt sich ein paar Meter weiter vorn an der Ziellinie auf. Notiz für nächstes Jahr: Wer sich falsch aufstellt, startet weiter vorn. Die Meute wurde zwar kurz vorm Start noch zurückbeordert, aber wer sich falsch an der Ziellinie aufgestellt hatte, kam nicht auf den Gedanken, dass er sich jetzt ganz hinten aufstellen müsste. Nein, stattdessen mussten wir, die wir uns richtig aufgestellt hatten, nach hinten rücken. Aber auch das war leichter gesagt als getan, denn die Fahrer hinter uns wollten sich nicht weiter nach hinten bewegen, wodurch auch wir uns nicht weiter nach hinten bewegen konnten. Da ich in dem ganzen Chaos gerade am nahesten an einer aggressiven Dame der Organisation stand, raunzte die ausgerechnet mich an, dass ich doch weiter nach hinten solle. Können vor lachen, wenn die Leute hinter mir nicht weiter nach hinten gehen. Da stellt man sich richtig auf und bekommt auch noch 'nen Anschiss dafür. Aber wie gesagt, das habe ich mir notiert: Gnadenlos falsch und möglichst weit vorn aufstellen, dann startet man am Ende aus der ersten Reihe - und wird auch nicht angemotzt! Wieder was gelernt...

Das Rennen ging dann relativ schnell den Bach runter, was aber gar nicht mal an all den bereits genannten Begleitumständen lag, sondern vor allem an der missglückten Super-Kompensation (die Beine waren vom Start weg sehr schwer) und dem technisch sehr anspruchsvollen Kurs. Albstadt ist ja eine MTB-Region, was man bei diesem Kurs auch merken konnte. So was bin ich im Straßenradsport noch nie gefahren. Ein MTB-Kurs auf Asphalt, wenn man so möchte. Speziell die zweite überspitze Kurve in der kurzen Abfahrt nach der "Bergwertung" stellt mich vor ein großes Problem. Da verlor ich immer viele Meter und hatten halt einfach nicht die Beine, um das danach durch einen guten Antritt wieder zuzufahren. Unterm Strich wurde ich kurz vor Schluss dann sogar ein zweites Mal überrundet, was einfach ein denkbar schlechter Auftakt zur Tour war. Platz 46 von ungefähr 60 Startern und schon fast 7 Minuten Rückstand. :(

Am nächsten Tag stand am Vormittag zunächst ein EZF an. Hier fuhr ich los und merkte nach den ersten Sekunden, dass ich mit dem Puls nicht wirklich nach oben kam - ein klares Erschöpfungszeichen. Ich fuhr zwar immer noch in Trainingsbereich 4, was ja immerhin besser als TB3 ist, aber bei 'nem EZF sollte man schon idealerweise in TB5 fahren können. Trotz der schlechten Verfassung fuhr ich aber relativ gleichmäßig, weshalb ich generell kaum Zeit auf die Konkurrenz in meiner "Nachbarschaft" verlor bzw. teilweise sogar etwas Zeit gutmachte. Speziell auf den Fahrer, der nach der 1. Etappe direkt hinter mir lag, konnte ich mehrere Sekunden rausholen. Insgesamt war ich also trotz Platz 49 ganz zufrieden und verteidigte auch Platz 46 in der Gesamtwertung, weil beim EZF ja auch Tagesstarter zugelassen waren. Wie viele Tagesstarter es waren, sei mal dahingestellt. Ein bereinigstes Ergebnis gab es leider nicht.

Am Nachmittag sollte dann die Königsetappe stattfinden, aber die viel ins Wasser: Die Landkarte wurde zur Flusskarte und nach der 3. kleinen von 4 kleinen Runden, bevor wir noch 4 große Runden mit Serpentinen-Abfahrt bewältigen sollten, konnte man seine Fahrlinie durch den starken böigen Wind kaum noch halten und auf der Straße war einfach so viel Wasser, dass in den Kurven eine zunehmend höhere Ruschgefahr drohte. Wie gesagt: Wir hätten in der Folge sogar eine Serpentinen-Abfahrt bewältigen sollen - das wäre bei dem Wetter aber unverantwortlich gewesen. Die Organisation war sich ihrer Verantwortung aber bewusst und brach das Rennen daher ab. Das akzeptierte zwar zu meiner Verwunderung nicht jeder Fahrer, aber das liegt wohl auch daran, dass es häufig heißt, die Fahrer würden auf "eigene Rechnung und Gefahr" fahren. Das stimmt zwar, was die Aktionen der Fahrer und der Material anbelangt, aber für die Rennstrecke sind natürlich nicht die Fahrer, sondern die Organisatoren verantwortlich. Die hätten mächtig Ärger bekommen, wenn die das Rennen unter diesen Umständen hätten laufen lassen und was passiert wäre - und es wäre ganz gewiss was passiert! Nein, der Rennabbruch war die einzig richtige Entscheidung eines Top-Organisationsteams!

Am letzten Tag sollte die Schlussetappe dann um die ausgefallene große Runde mit der Steigung erweitert werden, aber nachdem der Regen nicht aufhörte, wurde schon so viel Dreck auf die Strecke gespült, dass man uns doch nur die geplante Schlussetappe auf der Hochebene fahren ließ. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, musste man sogar das UCI-Rennen der U19 am Ende eintüten, weil die Streckenverhältnis zu gefährlich geworden waren. Abermals also eine verantwortungsbewusste Entscheidung der Organisation, speziell für ein Jedermannrennen. Wir fahren um die Goldene Ananas! Dabei wurden ja selbst bei den Profis schon Etappen abgebrochen oder verkürzt, weil die Streckenverhältnisse kein Rennen mehr zuließen. Also man muss da schon Vernunft walten lassen, auch wenn sich natürlich die meisten Teilnehmer auf die Steigung der Königsetappe gefreut hatten.

Die Schlussetappe verlief dann im Endeffekt anfangs genau wie am Tag zuvor beim Abbruch: Schon auf der 1. Runde wurde nach Verlassen des Radwegs so stark angezogen, dass mehrere Löcher entstanden. Ich war zu weit hinten, weil ich gemütlich statt aggressiv gestartet bin (bei Platz 46 in der Gesamtwertung und um die 10 Minuten Rückstand wohl verständlich). Zwar konnte ich mehrere Löcher noch zufahren, aber das letzte Loch zum Feld war zu viel. In der Folge bildete sich aber eine Verfolgergruppe, die den Abstand zum Feld sogar verringern konnte. Am Ende der 3. Runde wurde das Tempo in der Gruppe dann aber so scharf angezogen, dass ich auch dort rausfiel. Kurioserweise fuhr ich jetzt erstmals als Duo mit dem Fahrer, der in der Gesamtwertung direkt hinter mir lag! Die Beine waren immer noch sehr schlecht und der Puls war so niedrig wie eigentlich noch nie zuvor bei einem Rennen. Die Erschöpfung war also enorm. Hatte ich schon erwähnt, dass die Super-Kompensation irgendwie überhaupt nicht funktioniert hatte? ;)

In der Folge wurde aus dem Duo ein Trio und am Ende sogar noch ein Quartett, obwohl ich zwischendurch schon gar ans Aufgeben dachte. Wie gesagt: Der Erschöpfungsgrad war echt enorm, so erschöpft stand ich wohl noch nie bei einem Rennen am Start. Aber auch für viele andere Fahrer war die Tour sehr anstrengend gewesen, wodurch ich am Ende sogar noch ganze 13 Plätze in der Gesamtwertung nach vorne kam und auf Platz 33 landete. Das war dann doch noch ein versöhnlicher Abschluss. Generell lässt mich das Thema Etappenrennen und Zollernalbtour nicht los, auch wenn die meisten "Jedermann"-Etappenrennen von den Distanzen her eher was für Leistungssportler sind. Da stellt die Zollernalbtour einfach eine Ausnahme dar, weil man die Umfänge wirklich an Jedermänner anpasst. Die erste Etappe ist technisch aber gar nix für Jedermännern, sondern etwas für wirklich hervorragende Techniker, weshalb man als schlechter Techniker gleich viel Zeit und Kraft zum Einstieg verliert. Wäre schön, wenn die erste Etappe nicht ganz so fordernd und selektiv wäre, denn eigentlich sollte man sich die Kräfte ja für die Königsetappe aufheben können. Ich werde auf jeden Fall verfolgen, was man in Albstadt nächstes Jahr geplant hat. Spaß gemacht hat es ja trotzdem wieder. :)

Gestern hatte ich dann auch mein erstes Rennen nach der Tour, den 9. Lauf der Dienstagabendserie in Kulmbach. War etwas komisch, denn die Wertungsrunden wurden nicht schnell gefahren. Bis zur Zielkurve ging es in normalem Tempo, Benny hielt sich aus den meisten Sprints auch raus - und schon konnte meine Wenigkeit mal wieder etwas sprinten. Zu meiner Überraschung kam sogar Top-Speed 58,0 km/h raus, obwohl wir etwas Bremswind auf der Zielgeraden hatten. Mein Rekord in Kulmbach liegt ja bei 59,5 km/h. Dennoch gibt es noch einiges zu optimieren. Die Körperspannung, der Tritt - ich zog wohl teilweise zu stark nach oben, wodurch mein Hinterrad sprang. Es war auch mein 4. Tag auf dem Rad, wodurch ich in der zweiten Rennhälfte schon etwas müde wurde. Nach einem guten Start und 13 Punkten nach 4 Wertungen, ging es dann zäher. Ich bekam die Beine bei der drittletzten Wertung nochmal für einen guten Sprint hin, was 5 weitere Punkte bedeutete, und am Ende holte ich als Dritter immerhin noch 4 Zähler. Das machte in der Endabrechnung 22 Punkte (so viele hatte ich noch nie!!!) und Platz 2. Das ist kein unplanmmäßiger Formanstieg, das war auch kein reines Geschenk, aber ich habe die Gunst der Stunde einfach nutzen können. Wenn sich solche Chance bieten, muss eben auch in der Lage sein, sie auszunutzen.

Donnerstag, 9. Juni 2016

Bericht Schleiz und Video Sonneberg

Öh ... hab mal auf Dailymotion 'n Video vom Lizenzrennen in Sonneberg hochgeschoben (Achtung, es folgt ein LINK - wer nicht weiß, was ein Link ist, sollte ihn NICHT anklicken und auch generell NICHT im Internet unterwegs sein):

Sonnebergpreis 2016 (KT/AB/C/U19) (Radrennen)

Und letzten Sonntag war es auch endlich so weit: Das erste Rennen, das ich mit dem Trainingsplan nach Friel gezielt angesteuert hatte - die Mitteldistanz in Schleiz! 85,5 km auf und ab, aber nicht so heftig wie in Sonneberg. Dabei eine Parallele zwischen diesen beiden Rennen vorweg: Der Zweitplatzierte der C-Klasse in Sonneberg war auch der Zweitplatzierte auf der Mitteldistanz in Schleiz! Das wär's aber auch schon fast an Parallelen, denn während wir in Sonneberg mit den KT/AB-Fahrern und U19-Leuten nur um die 100 Starter waren, wobei in der C-Klasse 55 Fahrer am Start waren, standen in Schleiz über 200 Teilnehmer am Start - und zwar schon sehr früh! 9 Uhr war der Start der Langdistanz, keine 5 Minuten später standen schon gefühlte 100 Fahrer der Mitteldistanz in der Startaufstellung. Verrückt! Da ich eh schon weit genug hinten stehen würde, beließ ich es bei 5 Minuten lockeren Einkullerns und begab mich eben auch zu einem halben Kaltstart.

Im Vorjahr kannte man ja wenigstens noch die Fahrer des Freistaat-Teams, das diesmal "M.I.A." war (???), aber dieses Jahr war die Einschätzung der Konkurrenz und des Leistungsniveau gänzlich unmöglich. Also galt die Konzentration auf die eigene Rennstrategie, die aber durch die Startposition irgendwo um Position 100+ herum schon vor dem Start ihren ersten Knacks hatte. "Möglichst weit vorn starten", wollte ich. Vom Start weg ging es also wieder darum, dass man sich vorarbeitete. Bis zu Beginn der Abfahrt ging das auch noch recht gut, dann war das Renntempo etwas zu niedrig, um geeignete Lücken zum Überholen zu finden. An der zweiten Steigung, die uns nach Oberböhmsdorf führte, konnte ich dann aber noch einige Positionen gutmachen. Als wir dann links in den kurvenreichen "Kriteriumssektor" abbogen, hatte ich plötzlich Tilman vor mir. Komisch, der gute Tilman war in der Startaufstellung doch gefühlte 50-60 Positionen vor mir gestartet? Wie weit war es also noch bis zur Spitze, die ich optisch noch nicht erkennen konnte? Ich schien aber generell schon weit nach vorne gelangt zu sein, dachte ich.

In der B94-Steigung entschied ich mich dann für die rechte Seite, weil der leichte Wind von der linken Seite kam. Spoiler-Alert: Es war die falsche Seitenwahl! Überholen war nur auf der linken Seite möglich, wodurch ich leider keine Positionen gutmachen konnte, was von den Beinen her aber möglich gewesen wäre! Manchmal musste ich sogar ein paar Tritte auslassen, weil das Tempo vor mir einbrach. Aber ich war halt komplett eingebaut. Als es dann hinter Kirschkau auf die schmale Straße durch den Wald ging, musste ich ebenfalls eher bremsen statt rollen lassen zu können, weil das Tempo im Feld einfach zu niedrig war. Zu zweit, teilweise zu dritt fuhren die Fahrer hier noch nebeneinander, was bei dem kurvigen Verlauf dieser engen Straße einfach schlecht ist. Als es dann in den "dunklen Wald" ging, war es wie letztes Jahr noch etwas nass. Letztes Jahr rutschte mir deswegen ja zwei Mal das Hinterrad weg, weshalb ich in Sachen Material und Mentalität schon entsprechend vorbereitet war, um hier gut durchzukommen. Das gelang mir auch, aber das lag auch daran, dass es hier auf der Langdistanz mächtig gescheppert hatte! Helfer schrien uns zu, dass wir langsam fahren sollten. Es standen auch Fahrzeuge der Helfer am Rand. Die Fahrer vor mir schienen die Fahrweise der gefährlichen Situation auch anzupassen. Kurz vorm nächsten Dorf fuhren wir dann noch mit gemäßigtem Tempo am letzten Krankenwagen, da hatte ich erstmals seit mehreren Kilometern mal wieder ein bisschen Überblick über die Rennsituation vor mir - und die sah nicht gerade sportlich fair aus: An der Spitze des Feldes muss man trotz der gefährlichen Situation und der Warnhinweise zu langsamen Tempo voll aufs Gas gedrückt haben. Ich sah eine Einerreihe, die schon mehrere Löcher hatte.

Da konnte man jetzt aber nicht viel tun, zumal wir uns in der langen wellig ansteigenden Passage nach Dittersdorf befanden. Da war also eh nicht viel mit Windschatten und Ranrollen in der Gruppe, da ging es nur um die Beinkraft in den Steigungen. Und mit der war ich schon am Limit, also war nicht daran zu denken, dass ich nochmal Anschluss an die Spitze finden würde. Stattdessen fuhren in der Steigung einige langsame, zurückfallende Fahrer auf der linken Seite - einer davon zog erst kurz vor mir zur linken Seite, wodurch ich dann erstmal bremsen musste. Immer wieder schön, wenn man bergauf bremsen muss. Herrlich! An den anderen Fahrern konnte ich noch vorbeisteuern. Als ich meinerseits vor zig Jahren mit Rennen anfing, habe ich schnell gelernt, dass man also langsamer Fahrer idealerweise rechts fährt - und zwar GANZ rechts. GANZ links wäre auch okay, aber die Tür scheinbar offenzulassen, aber dann rüberzueiern - das ist ein NO GO!!! So kann und sollte man in einem Rennfahrerfeld einfach nicht fahren. Solche Situationen haben schon zu den unnötigsten Stürzen geführt. Wobei wichtiger als die Wahl der Fahrlinie noch ist, dass man die gewählte Fahrlinie beibehält. Das Rumeiern ist halt das große Problem...

Egal. Der Schwung war weg, ich musste nochmal richtig beißen, um wieder Fahrt aufzunehmen und wenigstens den Anschluss an die Gruppe zu halten, in der ich mich nunmal befand, als das Loch zur Spitze entstand. Kurz vor Dittersdorf kam dann aber ein ähnlicher Einbruch wie im letzten Jahr. Die gleiche Stelle, meine Fresse! Im Gegensatz zum Vorjahr konnte ich mich aber schneller fangen und dann 2,5 km allein im Wind gut genug drücken, um wieder an die Gruppe ranzufahren. Puh! Danach musste ich erst mal wieder Kraft sammeln, was auch nicht so leicht war, weil die Gruppe sehr unharmonisch lief. Immer wieder wurde das Tempo von einigen Fahrern angerissen, wodurch einfach keine gleichmäßige Nachführarbeit entstehen konnte.

Am Ende der 1. Runde hatten wir dann 4 Minuten Rückstand auf die Spitze, aber nur wenige Sekunden zu einer Gruppe mit ungefähr 10 Fahrern. In der Abfahrt aus Oberböhmsdorf heraus machte ich dann etwas Druck und konnte am Ende der Abfahrt in die Gruppe reinfahren. Wir waren jetzt mit insgesamt über 20 Fahrern untwerwegs - eine wirklich gute Größe, um auch die zweite Runde gut bewältigen zu können! Die unharmonische Fahrweise nahm aber kein Ende, weshalb ich zwischendurch auch mal wieder etwas am Einknicken war, aber das ging scheinbar den meisten Fahrer in der Gruppe so. Wir blieben also größtenteils zusammen und fuhren dann zur letzten Steigung des Tages. Kurz vor Beginn der Steigung konnte ich mich dann ausnahmsweise mal richtig positionieren und fuhr an dritter Stelle in die Steigung, wo ich aber gleich in die Führungsposition fuhr, um den noch vorhandenen Schwung mitzunehmen. Danach wunderte es mich etwas, dass einfach niemand an mir vorbeifuhr. Oben hatte ich dann mit einem weiteren Fahrer ein paar Meter Vorsprung und wir versuchten weiter zu drücken, aber bei Verlassen des Waldes war die Gruppe wieder zusammen. Einige Fahrer attackierten jetzt, ich fuhr ganz rechts und wartete noch etwas ab - da knallte mir plötzlich ein Fahrer von links an den Lenker, der den angreifenden Fahrern nachsteigen wollte, es dabei aber ähnlich wie ein Profi im Massensprint mit der engen Fahrweise übertrieb. Die ganze Fahrbahn war frei, nur ganz rechts war ich halt schon! Sooooo viel Platz. Zum Glück führte die Berührung zu keinem Sturz.

Danach vermasselte ich dann die Kurve am Ende der Zielabfahrt, weil ich einfach viel zu stark bremste. Dennoch rollte alles wieder zusammen, wobei ich dann dummerweise in der Führungsposition war, als es langsam auf die Zielgerade ging. Ich war dann zu ungeduldig und wartete nicht darauf, dass andere Fahrer den Sprint eröffneten. Die Beine waren schon sehr müde und das Finish war suboptimal, aber ich wurde immerhin noch Vierter aus unserer Gruppe heraus. Bei fast 20 Fahrern, die wir wohl noch waren, ist das schon okay, denke ich. 35,7 km/h und eine Fahrzeit von unter 2,5 Stunden waren auch toll. Ich hatte mich im Vergleich zum Vorjahr um 14 Minuten gesteigert - eine Steigerung, die sicherlich einmalig bleiben wird. So viele Minuten kann ich bei diesem Rennen auf gar keinen Fall nochmal gutmachen. Aufgrund der fehlenden Rennübersicht in der 1. Runde, wusste ich aber eben auch nicht, wie viele Fahrer genau vorne weg waren. Ich hoffte im Ziel noch auf eine Platzierung um Platz 20 herum (im letzten Jahr wäre ich mit der Zeit auf Platz 27 gelandet), aber dann sah ich, dass ich nur auf Platz 42 war. Aber okay, das war das andere Minimalziel: Top 50.

Alles in allem hat Schleiz wieder viel Spaß gemacht und sich als mein persönlich schönstes Rennen des Jahres weiter etabliert. Auch nächstes Jahr werde ich hier wieder am Start stehen, auch wenn ich dann gerne 5 Kilo weniger auf den Rippen hätte. Und Ziele? Top 50 und unter 2,5 Stunden sind jetzt natürlich keine Ziele mehr, stattdessen setze ich mir jetzt schon eine Zeit unter 2:20 und eine Platzierung unter den ersten 30 zum Ziel. Das Training nach Friel hat auf jeden Fall was gebracht und für nächstes Jahr erhoffe ich mir natürlich eine weitere Steigerung. So macht Radsport richtig Spaß. :)

Mittwoch, 1. Juni 2016

2x in Kulmbach gefetzt, jetzt 2x Saisonhöhepunkte

Nach dem schweren Rennen in Sonneberg, war es letzte Woche Dienstag ganz schön frisch in Kulmbach. Also waren wieder Beinlinge angesagt und das Feld schlug auch ein niedrigeres Tempo an. Wir hatten am Ende nur einen Schnitt von knapp über 40 km/h und in der zweiten Rennhälfte war eigentlich keine Runde mehr über 42 km/h - mit Ausnahme einer Runde, in der ich mich mal zu einer Solo-Attacke für etwas mehr als eine Runde entschied. Julius, der Jungspund von den Altenkunstädtern, war gerade seinerseits eine Solo-Attacke gefahren, als ich mich spontan zu einer klassischen Konterattacke entschied. Auf meinem Ätsch habe ich eigentlich eine tolle Seite eingerichtet, die mir speziell für Attacken bei Kriterien hilfreiche Infos liefern sollte. Zu Rennbeginn blickte ich auch noch jedesmal auf meinen Ätsch, wenn ich vom Gefühl her an eine Attacke dachte. Die Daten sagten mir aber, dass ich das besser sein lasse, wenn mein Puls eh schon mehrere Schläge über der Schwelle ist. ;)

So hilfreich die modernen Radcomputer auch sein können, so wenig hatte er dann im Endeffekt mit meiner erfolgreichen Attacke zu tun. Als ich mich zu der Konterattacke entschied, geschah das vollkommen spontan. Ich hatte keine Ahnung, ob ich überhaupt die Reserve dafür hatte oder wie viele Runden es noch bis zur nächsten Wertung waren. Zum Glück hörte ich bei der Zieldurchfahrt aber gleich die Glocke und sah, dass das Feld nicht die große Entschlossenheit bei der Verfolgung an den Tag legte. Ich selbst fühlte mich zwar alles andere als stark und spulte einfach nur mit einer vermeintlich kleinen Übersetzung eine Kadenz über 100 ab, aber ich konnte den Vorsprung sogar ausbauen! Reines Glück, dachte ich. Vom Gefühl her war ich vielleicht mit einem 40er- oder 41er-Schnitt unterwegs. Es schien, als ob das Feld mich einfach gewähren ließ. Am Ende wurde ich zwar noch von der A-Rakete namens Benny in gewohnt beeindruckender Manier abgefangen, aber ich fuhr dennoch meine ersten 3 Punkte dieses Jahr ein! In der Endabrechnung war das dann Platz 7 und in der Gesamtwertung brachte es mich auf Platz 11.

Bei der Auswertung der Daten fiel mir hinterher auf, dass ich wirklich einen guten Zeitpunkt gewählt hatte: Ich fuhr gerade im Grenzbereich zwischen Trainingsbereich 3 und 4 nach Friel - also relativ "ausgeruht" für ein Rennen. Und auch das Tempo meiner Attacke war richtig gut, denn ich war mit einem 43er-Schnitt unterwegs! Da wir nur einen 40er-Schnitt hatten, hätte mir ein Blick auf den Ätsch also gesagt, dass ich schneller als das Renntempo unterwegs war, was mir also gleichzeitig gesagt hätte, dass die Attacke Erfolg haben könnte. Die Daten, die ich mir vom Ätsch anzeigen lasse, sind also keineswegs so verkehrt. Sie können einem schon helfen, die Erfolgschancen einer Attacke einzuschätzen und sich nicht sinnlos zu verausgaben. In diesem Fall aber sah ich während der gesamten Attacke kein einziges Mal auf den Ätsch, was aber nicht heißen soll, dass er unnütze ist, sondern dass man eben auch weiterhin ohne modernen Radcomputer schnell radfahren kann. Wäre ja auch schlimm, wenn das nicht so wäre. ;)

Gestern war dann wieder kurz/kurz-Wetter angesagt - und schon ging's rund. Wir fingen mit einem 44er-Schnitt an - und hörten auch damit auf. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Natürlich keine Punkte für mich, aber das bisher schnellste Rennen meines Lebens. Hatte ich in Augsburg letztes Jahr noch in der ersten halben Stunde ständig einen 44er-Schnitt auf dem Tacho und konnte das damals kaum glauben, ist das jetzt schon fast gar nix besonders mehr - obwohl das diesmal ja fast 73 Minuten waren. Ich bezeichne das mal als Fortschritt und deute es auch als Erfolg des Trainings nach System.

Am Wochenende steht dann planmäßig der erste Saisonhöhepunkt an: Schleiz. Für mich persönlich das schönste Rennen des Jahres, daher ein fester Termin. Zwar immer wieder doof, wenn man am Sonntag mitten in der Nacht aufstehen muss und nicht ausgeschlafen ist, aber die anderen Fahrer können ja auch nicht länger schlafen. Mal sehen, was dann also geht. Letztes Jahr verlor ich zu Beginn der Steigung auf der Bundesstraße den Anschluss ans "1. Hauptfeld", danach in der kurvigen, abfallenden Passage durch den Wald nach zwei Fast-Stürzen den Anschluss an das "2. Hauptfeld". Die Wetterprognose ist leider auch dieses Jahr nicht viel besser, die gleiche Passage könnte wieder nass sein. Da muss ich nochmal im Radladen vorbeisehen, denn der Hinterreifen ist schon ganz schön abgefahren - und das Hinterrad war es ja, das mir letztes Jahr zwei Mal weggerutscht ist.

Nächste Woche steht auch noch der zweite Saisonhöhepunkt an, die Zollernalb-Tour. Endlich mal wieder ein Etappenrennen! Leider mit einem kurzen Zeitfahren, bei dem auch Spezialmaterial verwendet werden darf, was dann zwar die Spezialisten freut, aber die reinen Rennfahrer nur zusätzlich Zeit kosten wird. Denn sind wir doch mal ehrlich: Die guten Zeitfahrer werden auch bei gleichem Material besser als die reinen Rennfahrer sein. An der Reihenfolge auf der Ergebnisliste wird sich also nicht viel ändern. Die Zeitabstände werden halt nur größer ausfallen, was bei einem Etappenrennen natürlich ärgerlich sein kann. Ich schätze mal bei der Distanz, dass man durchaus 30 bis vielleicht sogar 50 oder 60 Sekunden durch den Materialunterschied verlieren kann. Da auf der Königsetappe aber viel größere Zeitabstände zu erwarten sind, sollte das am Ende nicht allzu viele Plätze in der Gesamtwertung ausmachen.