Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Mittwoch, 19. Juli 2017

Video Görlitz und Aussicht auf die Erzgebirgstour

In Görlitz lief es ja eher durchwachsen für mich, die eher kurzen Steigungen wurden knallhart im anaeroben Bereich gefahren - ein Bereich, in dem ich im Training nicht wirklich viel gearbeitet hatte. Dachte einfach nicht, dass ich das bei einem Straßenrennen großartig brauchen würde, aber zwischen den kurzen Steigungen ist das Feld immer langsam genug gefahren, damit man seinen "AA-Akku" wieder aufladen konnte - aber mein "Akku" war halt nicht groß genug. Bewegte Bilder gibt es auch noch:


Rund um die Landeskrone Görlitz 2017 (Jedermann) von EyTschej

Als nächstes steht die Erzgebirgstour an. Planmäßig sollte ich jetzt in Topform sein - und bei Golden Cheetah sieht es im Leistungsdiagramm auch so aus, als ob ich den Trainingsplan ganz gut umgesetzt habe. In Topform ist der Körper aber auch meistens recht anfällig für kleinere Baustellen - und die machen mir seit Schleiz verstärkt zu schaffen. Da waren erst Sitzprobleme, die sich leider immer weiter verschlimmert haben. Letzten Sonntag, bei meiner "bergigen Rennersatzeinheit", war das schon viel Qual mit den Sitzproblemen. Außerdem war die Leistung nicht so, wie sie planmäßig eigentlich hätte sein sollen. In Schleiz hingegen war die Form überraschend gut. Mal sehen, ob es bei der Erzgebirgstour mit der Form doch klappt, denn all das liefert wieder Erkenntnisse für zukünftige Trainingsplanungen.

Weitere kleine Baustellen schließen sich langsam, aber auch die rechte Wade meldet sich gerade wieder. Vor einem Jahr fing es damit an, seitdem habe ich die rechte Wade eigentlich nie wieder so richtig hinbekommen. Ist immer etwas verkrampft, das ist kein schönes Gefühl, aber mit ein bisschen Adrenalin behindert es einen auch nicht wirklich. ;) Eine Bindehautentzündung hatte ich auch noch und möglicherweise Probleme mit zu viel Magensäure - aber da gibt es erst nach der Tour weitere ärztliche Erkenntnisse.

Unter den Vorzeichen mit den kleinen Baustellen will ich die Tour vor allem durchstehen. Die fragwürdige Form ist eh nicht so das Problem, weil eine vordere Platzierung für mich so oder so nicht in Frage gekommen wäre. Beim Prolog-Zeitfahren (1. Etappe) habe ich mir jetzt eine Zeit um die 8:30 als Ziel vorgenommen und hoffe, dass ich damit wenigstens unter den besten 50 lande, besser unter den ersten 40. Die Top 30 halte ich da noch eher für unwahrscheinlich. Auf der 2. Etappe will ich dann natürlich versuchen, irgendwie bei den Sprints ums grüne Trikot mitmachen zu können. Die Gegengerade des Rundkurses ist aber sehr eng, darum wird das nicht leicht werden, sie zum Zeitpunkt der Sprints weit genug vorne zu finden, zumal es einige Teams gibt, die ihre Sprinter nach vorne fahren und vor allem vorne behalten können. Die richtige Positionierung im Feld ist für mich ja schon immer ein Problem gewesen, daran könnte die Jagd nach Grün also schon scheitern, noch bevor sie richtig für mich beginnen würde. Sprintpunkte sind jedenfalls mein großes Ziel für die 2. Etappe - und in der Gesamtwertung will ich keine Zeit verlieren.

Am zweiten Tag geht es dann mit einem Bergzeitfahren los, bei dem ich eigentlich die gleiche Zielsetzung wie für die 1. Etappe habe: Mindestens Top 50, besser Top 40. Da ich das Starterfeld aber nur schwer einschätzen kann, korrigiere ich diese Zielsetzung am Freitag Abend vielleicht schon nach oben. Man will sich ja lieber realistische Ziele setzen statt zu einfache. ;) Was ich aber auch ohne das Starterfeld schon als Zielsetzung habe, sind natürlich die Wattwerte. Auf der 1. Etappe werde ich noch im Bereich mit 300 bis 350 Watt arbeiten, denn für 8:30 habe ich in dieser Saison schon 330 Watt hinbekommen. Allerdings war das am Berg und ich schaffe im Flachen ja normalerweise nicht so viel Watt wie bergauf. Ist einfach so, warum auch immer?!? Beim Bergzeitfahren, bei dem ich eine Zeit von 16 Minuten anpeile, kann ich die Watt schon etwas schlechter einschätzen, weil ich einfach die ganze Saison über noch nicht 16 Minuten lang bergauf intervalliert habe. 276 Watt hat Golden Cheetah bisher aufgezeichnet, die Modellkurve lässt aber auf 300 Watt schließen - und das ist dann auch mein Richtwert. Letzten Sonntag bin ich in der längeren Deckersbergsteigung noch ganz schön eingeknickt, aber hatte immerhin trotzdem noch 280 Watt. Aber gerade das spricht dafür, dass die 300 Watt ein guter Zielwert sind. Mal sehen, wie gut ich meine Zielwerte bei den beiden Zeitfahretappen dann erreichen kann. Beim Riderman hatte ich meinen Zielwert ja um so einiges verfehlt, aber mittlerweile habe ich mehr Daten, um meine machbare Leistung besser einschätzen zu können...

Die 4. Etappe beginnt dann mit einer Punktwertung, bei der ich natürlich nur noch reinhalten werde, falls ich in der Punktwertung noch eine Rolle spielen würde. Ansonsten steht vermutlich ungefähr eine halbe Stunde lang Kletterei auf dem Programm, das wird ganz schön zäh! Hauptsache, ich bin danach nicht isoliert, sondern noch in irgendeiner Gruppe. Auf der 4. Etappe, die auch die Königsetappe ist, geht es also vor allem ums Überleben. Das Ziel entspricht wie bei den Zeitfahren Minimum Top 50, aber besser Top 40. Nach dem Ergebnis von Görlitz werde ich gewiss nicht mehr den Fehler machen, dass ich das Ergebnis von Schleiz als neuen Standard für mich bei Kletterrennen sehe.

Die 5. und letzte Etappe wird dann hoffentlich wieder die Etappe, auf der ich ähnlich wie bei meinen zwei Teilnahmen an der Zollernalbtour am meisten gutmachen kann. Also nix mehr Top 50 als Minimum, denn ich will die Erzgebirgstour in der Endabrechnung in den Top 30 beenden - demensptrechend hoffe ich auch auf der Schlussetappe auf einen Platz unter den ersten 30.

Montag, 10. Juli 2017

Nachbetrachtung Strullendorf

In Strullendorf hatte ich mir eine offensive Fahrweise aus Startreihe 1 vorgenommen, um den Stop-And-Go-Fanatikern aus dem Weg gehen zu können. Das Aufstellen in Reihe 1 klappte schon mal, aber beim Start zog der Fahrer links von mir nach rechts, der Fahrer rechts von mir nach links - vielen Dank, Leute!!! Muss das echt sein, dass man gleich zu Beginn eines Rennens in die Fahrlinien anderer Fahrer reinziehen muss? Sportlich fair ist anders ... fahrt doch einfach nur geradeaus los!!!

Nachdem ich also von Stan & Laurel ausgebremst wurde, war der Start jedenfalls schon mal verbockt, aber ich konnte mich innerhalb der ersten Runde trotzdem recht gut vorarbeiten. In der zweiten Runde kam ich auf der Gegengeraden sogar ganz nach vorn und konnte dir Kurven 3 und 4 endlich mal auf der Ideallinie anfahren - zum einzigen Mal in den 60 Runden! Man geht dann auf der Gerade ganz normal aus der Führung und will sich nur ein paar Positionen weiter hinten wieder einreihen, aber schon das ist zu weit hinten, musste ich feststellen. Spätestens ab Position 10 halten die Fahrer nix davon, dass man Ideallinie fährt und möglichst viel Geschwindigkeit durch die Kurven mitnimmt. Stattdessen quetscht man sich links und rechts neben den vorderen Fahrer, denn zu dritt nebeneinander fährt man ja bestimmt schneller durch die Kurve, was? Ist mir schleierhaft, wo dieses Kurvenfahrverhalten herkommt. Ich hatte es im Beitrag zu Schleiz ja schon ausgeführt, dass ich bei den Hobbykriterien dazu gezwungen wurde, vernünftig durch Kurven zu fahren. Man muss aber auch sagen: Durch die kleineren Starterfelder bei den Hobbykriterien hatte man auch viel eher die Chance dazu, dass man lernen konnte, Ideallinie zu fahren.

Denn man muss klar bedenken: Wenn bei Hobbykriterien mal mehr als 20 Fahrer am Start waren, ging es auch schnell damit los, dass sich immer mal wieder ein paar Fahrer in der Kurve neben einen quetschten, weil sie lieber eine Position durch zu spätes Bremsen und Schneiden der Ideallinie gutmachen wollten statt mit mehr Geschwindigkeit aus der Kurve rauszukommen, wenn sie einfach nur am Hinterrad des Fahrers auf der Ideallinie geblieben wären. Bei Lizenzkriterien sprechen wir aber noch von deutlich mehr Fahrern, die sich durch diese engen Kurven drängeln wollen, in den es aber gerade durch die enge Fahrbahn eigentlich nur eine einzige Fahrlinie gibt: Die Ideallinie! Es gibt ja auch Straßenrennen mit breiten Kurven, teilweise auf Bundesstraßen. Da kann das Feld dann auch locker in Zweier- oder Dreierreihe rumziehen und es geht kaum Geschwindigkeit verloren. Bei Kriterien aber ist das anders - und das muss man dann auch erst mal lernen.

Insofern muss man klar sagen, dass ich von den vielen Hobbykriterien profitiert habe. Ich konnte dort lernen, was ich bei Lizenzkriterien in dieser Form eigentlich nicht lernen könnte - und das ist wohl auch der Grund, weshalb so viele C-Fahrer so ein "ausbaufähiges" Kurvenfahrverhalten haben. Das ist so eine Art Teufelskreis: Wenn sich das Feld vor den Kurven immer staut, kann man nie lernen, mit welcher Geschwindigkeit und zu welchem Zeitpunkt man an welcher Stelle wie scharf einlenken muss, um mit möglichst viel Geschwindigkeit durch eine Kurve knallen zu können. Und so lange man das nicht gelernt hat, wird es wohl immer wieder zu Fehlverhalten kommen, die zu eben jenen Staus vor den Kurven führen. Insofern verkommt so ein Rennen dann für 90 % des Starterfeldes eher zu einem exzessiven Antrittstraining, was für die 10 % vorne umso besser ist. Die sparen Runde für Runde und Kurve für Kurve zahlreiche Körner, die sie dann in den Wertungsrunden nutzen können, während der Großteil des Feldes immer nur gefühlt "aus dem Stand" mit 1000-Watt-Antritten Runde für Runde sinnfrei Energie verpulvert.

Neu ist dieses Kurvenchaos ja nicht, ich habe das im letzten Jahr schon mehrmals erlebt und habe daher damit gerechnet, aber es ist mir halt einfach nicht gelungen, ein passendes Gegenmittel zu finden. C- bzw. BC-Kriterien sind eine Art Rätsel, das man lösen muss. Das Ziel ist es, dass man stets unter den ersten 10 Positionen fährt und bloß nicht in den Teil des Feldes zurückfällt, der sich in den Kurven gegenseitig auf die Schultern klopfen will. Fällt man doch in den Teil des Feldes zurück, den man auch als das "Feld der Verdammten" bezeichnen kann, wäre das Ziel, dass man irgendwie wieder unter die ersten 10 kommt. Mit der Brechstange gelang mir das sogar einmal, aber dann war der Akku erst mal so leer, dass ich auf der nächsten Geraden aus den Top Ten wieder rausfiel und ich bei der Anfahrt zur Kurve schon wieder von links und rechts in die Mangel genommen wurde, obwohl ich gar keinen Abstand zum Vordermann gelassen hatte. Da war keine Lücke. Wo wollten die Fahrer links und rechts von mir also überhaupt hin?!? Warum bleiben die nicht einfach auf der Ideallinie?!? Fragen über Fragen, die man als C-Fahrer aber irgendwie beantworten muss, wenn man auch mal in die Ergebnisliste kommen will. Und in Strullendorf würde ich das eigentlich schon ganz gern! Hat dieses Jahr aber wieder mal nicht geklappt, also muss ich es nächstes Jahr erneut probieren. Die Fahrer, die es ins Ergebnis geschafft haben, konnten das "Mysterium Lizenzkriterium" schließlich auch erfolgreich lösen...

Donnerstag, 6. Juli 2017

Nachbetrachtung zu Schleiz

Normalerweise spielen Kurven nur bei Kriterien eine wichtige Rolle, bei Straßenrennen kann man sie eher vernachlässigen. In Schleiz waren Kurven aber durchaus auch ein Thema, was sich auch schon an anderer Stelle in einem Rennbericht widerspiegelte. Doch zunächst möchte ich zu meiner Anfangszeit im Radsport zurückblicken...

Bei den ersten Hobbyrennen, die allesamt Kriterien waren, fiel ich durch die Kurven ständig zurück. Ich konnte einfach nicht so schnell wie die anderen Hobbyfahrer durch die Kurven fahren und hatte am Ausgang der Kurve immer ein Loch, das ich dann unter großem Kraftaufwand zudrücken müsste - und das ging nie lange gut. Erst beim fünften Hobbyrennen bekam ich die Kurven mal besser hin, aber das lag auch am Kurs: Es war in Strullendorf! Endlich mal einfache Kurven für Anfänger, da bekam auch ich endlich mal den Dreh raus! Generell hieß es damals immer, dass Hobbyfahrer und C-Fahrer nicht um Kurven fahren könnten - aber eine pauschale Aussage über eine komplette Leistungsklasse kann man sowieso nicht tätigen. Meine persönliche Erfahrung war eher, dass die meisten Hobbyfahrer sehr wohl gut um Kurven fahren konnten und ich daher gezwungen war, ebenfalls mehr Geschwindigkeiten durch die Kurven hindurch mitzunehmen. Ich musste das irgendwie lernen, was durch die kleinen Starterfelder aber auch recht gut ging. Man fuhr halt meistens Einerreihe, die Ideallinie hat sich also gut rauskristallisiert. Bei meinem ersten Ausflug in den Lizenzbereich 2007 fiel mir nicht viel auf, was die Aussage über C-Fahrer anbelangt, mit der ich in meinen Anfangszeiten konfrontiert wurde.

Mittlerweile kann ich ganz gut um Kurven fahren, weil ich das über viele Hobby-Kriterien und die Dienstagabendkriterien in Kulmbach lernen konnte und musste. Dass bei diesen Rennen meistens in Einerreihe um die Kurven gefahren wurde, half mir dabei, dass ich die Ideallinie leichter erkennen konnte und dass ich auch besser üben konnte, wie und mit wie viel Geschwindigkeit ich selbst auf dieser Ideallinie um die Kurven fahren kann. Jedenfalls wird bei Hobby-Kriterien in der Regel gut um Kurven gefahren, das hat mir im Laufe der Jahr also definitiv geholfen. Ich kann somit auch die pauschale Aussage keineswegs bestätigen, dass Hobbyfahrer nicht um Kurven fahren könnten. Die meisten Hobbyfahrer, die an Kriterien teilnehmen, können das schon ganz gut.

Zurück in die Gegenwart bzw. jüngere Vergangenheit: In Schleiz wurden zwei größere Streckenabschnitte geändert. Da sich in den alten Abschnitten einige heikle Kurven befanden, war ich generell schon mal nicht gerade unglücklich darüber, dass diese Abschnitte raus waren. Und die Kurven in den neuen Abschnitten waren wirklich mit einem tollen natürlichen Fluss zu fahren. Der neue Kurs hat mir also absolut getaugt, weil man eigentlich nur noch diese Stelle bei den Bahnschienen am Ende der Abfahrt hinter Oberböhmsdorf hat, wo die Straße in so einem miesen Zustand ist, dass man dort bei dem kurvigen Verlauf doch schon eher um die schlechte Stellen auf der Straße herum fahren muss statt einfach nur dem Straßenfluss folgen zu können. Aber die Stelle gehört ja noch zum alten Streckenverlauf - und die dürfte der Veranstalter ruhig rausnehmen, wenn das irgendwie möglich wäre. ;)

Aber mal zum Rennverlauf in Schleiz: Ich fuhr dieses Jahr relativ weit vorne los und konnte die Anfangsphase daher recht gemütlich absolvieren. Am Ende der Steigung auf dem Dreieck war ich zwar wieder mal am Ende des Hauptfeldes, weil ich zu Rennbeginn einfach noch nicht richtig drücken kann, aber ich war halt wenigstens noch nicht abgehängt. In der kurvigen Passage durch Oberböhmsdorf hindurch machte ich dann gleich mehrere Positionen gut, was aber vor allem daran lag, dass viele Fahrer "eckig" um die Kurven gefahren und dabei viel Geschwindigkeit verloren haben. Das behinderte mich zwar auch, aber wenigstens machte ich dadurch erst mal Positionen gut. Als wir unten dann auf die B94 abgebogen sind, ging das Tempo im Feld erst mal deutlich raus - wieso auch immer. Ich nutzte das, um mich in der Steigung im vorderen Teil zu platzieren, damit ich jederzeit auf Tempoverschärfungen hätte reagieren können. Die kamen aber zu meiner Verwunderung nicht. Als wir dann oben waren und es nur noch flach weiter bis zur Abzweigung nach Kirschkau ging, fuhren plötzlich einige Fahrer schnell nach vorn. Und noch einige ... und noch weitere ... und immer mehr!!! Was war los?!? Ich rechnete eigentlich nicht damit, dass die Leute in einer Flachpassage plötzlich Tempo fahren würden und wurde richtig weit durchgereicht. Voll ärgerlich. Vermutlich hatte sich das Rennen im Vorjahr an der Stelle aber auch so entwickelt. Das muss ich mir für nächstes Jahr einfach merken. Es schien mir einfach unlogisch, dass man in der Steigung so bummelte und dann im Flachen plötzlich aufs Tempo drückte.

In der schmalen Passage durch den Wald hinter Kirschkau hing ich also erst mal wieder mitten im Verkehr und hatte auch keinen Blick mehr auf das Geschehen ganz vorn. Als wir dann in den ersten neuen Streckenabschnitt abbogen, gab es eigentlich noch keine Löcher, aber an den folgenden Wellen ging es damit schon los. Einige junge Fahrer, die komplett am Platzen waren, fuhren dann plötzlich Schlangenlinien und sorgten somit für weitere Löcher, weil sie einige Fahrer von uns dadurch natürlich behinderten und zum Bremsen gewzungen haben. Ich meine, wer fährt schon Vollgas in nicht vorhandene Lücken rein?!? So einen Blödsinn würden doch nur Profis machen und sich damit selbst abschießen. ;)

Platzen war aber in dem Moment auch bei mir das Thema - ich war am Limit! Das vor mir entstandene Loch konnte ich nicht mehr zudrücken, also versuchte ich erstmal mit einer gleichmäßigen Wattleistung in einem niedrigeren Bereich weiterzufahren. Kurz darauf folgten schon ein paar der neuen Kurven, in denen ich mich gleich an die nächsten Fahrer ransaugen konnte. Als wir dann wieder in eine offene Steigungspassage kamen, hatte ich auch wieder einen Rennüberblick: Vorne eine Spitzengruppe mit ungefähr 20 Fahrern, dahinter ebenfalls 20-30 Fahrer in der Verfolgung, dann wir mit ungefähr einem halben Dutzen abgehängter Fahrer, die verzweifelt um den Anschluss an die zweite Gruppe kämpften. Es war aber schon zu erkennen, dass die zweite Gruppe sich auch geschlagen gab und dem Tempo der Spitzengruppe einfach nicht folgen konnte, wodurch es uns schließlich auch gelang, wieder an diese zweite Gruppe ranzufahren.

Generell ist das dann der Momentan in Schleiz, wo die Gruppen weitestgehend stehen und man mehr oder weniger gleichmäßig der Schlussphase entgegenrollt. Aber nicht diesmal! Als wir hinter Plothen die kurze Steigung absolviert hatte und der starke Wind von rechts mächtig in unsere Laufräder bließ, fuhr unsere Gruppe plötzlich gnadenlos Windkante!!! Ich hätte kotzen können!!! Das hat so unglaublich weh getan in den Beinen ... oh Mann! Ich fragte mich vor allem, wo die diese ganze Energie her hatten, denn das ein echt brutales Tempo - und von Windschatten hat man in der Einerreihe durch den starken Seitenwind eben auch nichts gespürt! Als dann ein kurzes Waldstück erreicht wurde, nahm die Gruppe endlich raus - und das war gut so, denn lange hätte ich bei dieser Hatz nicht mehr mitgehalten! Hammerhart...

In der Folge ging es dann doch eher gemäßigt weiter bis Start/Ziel. Dort hatte ich von vornherein vor, dass ich kurz vor der Kurvenpassage in Oberböhmsdorf in die Führungsposition der Gruppe fahren wollte. Voll im Wind - na und, dachte ich mir! Ich war davon überzeugt, dass ich von vorn im Wind weniger Körner brauchen würde als im hinteren Teil der Gruppe. Und um mal einen Vergleich zu haben, habe ich auf Strava sogar ein Segment für diese Passage erstellt. In Runde 1, wo ich mitten im Verkehr feststeckte, verbrauchte ich fast 300 Watt, weil ich in den Kurven zu viel Geschwindigkeit verlor und dann umso härter Beschleunigen musste. Fahrzeit: 1:08. In der zweiten Runde, als ich von vorne fuhr, verbrauchte ich gleich über 100 Watt weniger, weil ich einfach mehr Geschwindigkeit durch die Kurven mitnehmen konnte (Ideallinie, Baby!) und dann normal weitertreten konnte statt hart beschleunigen zu müssen! Aber ich habe nicht einfach nur über 100 Watt gespart, nein: Ich war sogar 9 Sekunden schneller!!! Einfach nur, weil ich Ideallinie fahren konnte statt im Slalomkurs um die "eckigen" Fahrer rumkurven zu müssen. Das sind mal knallharte Daten, die verdeutlichen, was gutes Kurvenfahrverhalten im Gegensatz zu schlechtem Kurvenfahrverhalten ausmachen kann, sowohl in Sachen Zeit als auch in Sachen Energie. Und da waren in Schleiz dieses Jahr eben doch viele Fahrer am Start, die ein schlechtes Kurvenfahrverhalten hatten. Das sollte mich etwas später nochmal ärgern...

Kurz vor Göschitz, als wir in eine überscharfe Rechtskurve einbiegen mussten, wurde es dann heikel, weil wir eine RTF-Truppe aufrollten bzw. halt eine zurückgefallene Gruppe von der Langstrecke, die nicht mit einem 20-30köpfigen schnelleren Fahrerfeld rechnete und den schmalen Weg zu über der Hälfte blockierte. Besonders heikel war die Situation, weil nur die ersten 2, 3 Fahrer unserer Gruppe noch ohne Behinderung um die Kurve fahren konnten. Die überrundeten Fahrer hätten halt vor der Kurve etwas rausnehmen und uns überholen lassen können (zum Vergleich: Blaue Flaggen in der Formel 1), denn wir hatten uns schon lautstark bemerkbar gemacht, aber das war halt nicht der Fall. So blockierten sie die Ideallinie und wir mussten eine weite, langsamere Linie fahren. Das war jetzt nicht entscheidend und weil jeder aufgepasst hat, entstand hier auch keine tatsächliche Gefahr, aber es war ein weiteres Beispiel dafür, dass an dem Tag viele Fahrer unterwegs waren, die kein Verständnis für gutes Kurvenfahrverhalten haben.

An dieser Stelle vielleicht mal ein Einschitt: Worum genau geht es bei gutem Kurvenfahrverhalten? Nur darum, dass man Ideallinie fahren kann? Auch, aber es geht halt vor allem um den Erhalte von Geschwindigkeit und die damit verbundene Energieersparnis. Lieber lässt man sich vor einer Kurve etwas zurückfallen, um dann auf der Ideallinie um die Kurve ziehen zu können, statt dass man sich zu zweit oder zu dritt nebeneinander gegenseitig ausbremst und dann hinter der Kurve hart antreten muss, um das Loch nach vorne wieder zu schließen. Lässt man sich aber etwas zurückfallen und kann ohne Behinderung durch die Kurve fahren, kann man auch mehr Geschwindigkeit mitnehmen und muss dementsprechend auch normalerweise kein Loch zufahren. Man muss nicht mal großartig antreten, spart also Energie. Diese Energie kann man dann an anderen Stellen einsetzen. Energie zu verbraten, nur um nach Kurven verlorenen Geschwindigkeit wieder reinzuholen, ist einfach eine unwirtschaftliche Fahrweise.

Zurück zum Rennen. In der Abfahrt hinter Förthen quetschte sich der Fahrer, der hinter mir fuhr, kurz vor der Kurvenkombination neben mich. Total rücksichtslos. Ich bremste leicht, um etwas Abstand auf ihn zu gewinnen, damit ich dann trotzdem Ideallinie fahren konnte, aber in den ersten beiden Kurven der dreifachen Kurvenkombination hatte ich gleich mal so einen Geschwindigkeitsüberschuss, dass ich auch in beiden Kurven wieder bremsen musste, um einen Auffahrunfall zu vermeiden. So viel langsamer fuhr der Typ in den Kurven - aber trotzdem MUSSTE er sich ja UNBEDINGT vor Beginn der Kurvenkombination ja noch an mir vorbeiquetschen, oder?!?!? Das ist entweder Dummheit oder pure Absicht - in jedem Fall hat mich das ziemlich angepisst! Bin danach gleich mal mit mehr Geschwindigkeit in die nächste Steigung gefahren, um möglichst viel Abstand zu diesem Typen zu gewinnen.

Danach passierte reichlich wenig bis Görkwitz. Dort kam dann eine leichte Steigung, in der ich unbedingt vorne sein wollte, nachdem ich mir den Streckenverlauf in der ersten Runde ansehen konnte. Das war wohl auch in doppelter Hinsicht gut, denn neben meiner eigentlichen Absicht, wurde jetzt vorne das Tempo angezogen. Einige Fahrer sind dadurch sogar an dieser unscheinbaren Steigung aus unserer Gruppe rausgefallen. Da war es also gut, dass ich vorn dabei war und jederzeit im Bilde war. Danach konnte ich in Öttersdorf dann an die Spitze des Feldes fahren, was meine eigentlich Absicht war. Ich wollte die enge, leicht gewundene Abfahrt hinter Öttersdorf nämlich möglichst weit vorne absolvieren, um zu Beginn der doch recht steilen Rampe hinauf zur B94 nicht schon ins Hintertreffen zu geraten. Der Plan klappte auch und ich konnte dann im vorderen Teil des Feldes durch Schleiz fahren. An der letzten längeren Steigung aus Schleiz heraus brachen nochmal einige Fahrer aus unserer Gruppe heraus, weil im Steilstück auch von einigen Fahrer deutlich angezogen wurde. Ich selbst fuhr von vornherein nur meine Pace (Watt sei Dank!) und konnte ein kleineres Loch zur Spitze über die Kuppe hinweg zudrücken. In der letzten Gegensteigung vor dem Abbiegen auf die Zielgerade fuhren dann wieder einige platzende Fahrer Schlangenlinien (Warum immer gleich Schlangenlinien, liebe Leute?!?), aber ich konnte zu Beginn der Zielgerade trotzdem wieder an die Spitze unserer Gruppe andocken. Im Zielsprint dann Zweiter und insgesamt auf Platz 18. Hat mich total positiv überrascht, dass es so gut lief. Da hat der Spaß dann auch wieder deutlich überwogen, auch wenn ein Kopfschütteln über das Kurvenfahrverhalten diverser Teilnehmer geblieben ist. Es gibt doch so viele Kriterien, wo man das üben kann, wenn man es noch nicht beherrscht. Und das Beispiel mit den 9 Sekunden bei über 100 Watt weniger sollte doch auch mal einen Anreiz darstellen, dass man auch für Straßenrennen an seinem Kurvenfahrverhalten arbeiten sollte. Es zahlt sich aus, liebe Leute!

Sonntag, 2. Juli 2017

Video Schleiz und kurz vor Strullendorf

Jetzt kam ich irgendwie doch noch nicht zu einem ausführlichen Bericht für Schleiz, was wieder mal ein tolles Erlebnis war. Aber auf die Kürze das Video:


Radrennen Schleizer Dreieck 2017 (Jedermann... von EyTschej

Es geht jetzt dann langsam auf nach Strullendorf, wo ich nach dem letzten Jahr keine Prognose mehr wagen kann. Ich weiß nur, dass ich nicht jedesmal 10 km/h vor den Kurven wegbremsen und dahinter wieder durch Pferdeantritte wettmachen kann. Insofern werde ich lieber gleich am Anfang overpacen und vorn verrecken als durch zahlreiche unnötige Antritte im Mittelfeld zu verrecken - aber verrecken werde ich wohl so oder so. ;)