Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Sonntag, 3. September 2017

Bellheim, Meiningen, ISG und Heideradcup

Eigentlich wollte ich heute anaerobe Bergintervalle fahren, aber es kommt gerade wieder kräftig vom Himmel runter, drum verschiebe ich diese Einheit wohl auf morgen. Dafür habe ich aber etwas Zeit, um mal die letzten Wochen aufzuarbeiten...

Bellheim war mein zweites Pfalz-Wochenende, nachdem Rülzheim im Vorjahr reines Lehrgeld war. Für das Kriterium nahm ich mir nichts weiter vor, ich hätte auch mit 10 Runden als Vorbelastung leben können - aber dann fuhr ich trotzdem durch. Letztes Jahr hatte ich noch den Eindruck, dass das Niveau bei C-Kriterien in der Pfalz viel höher als in Bayern ist - aber wie viele C-Kriterien gibt es schon in Bayern, damit man das überhaupt vergleichen könnte?!? ;) Stattdessen fiel mir auf, dass auch in der Pfalz richtig dämlich durch die Kurven gefahren wird. Kurz vorm Einlenken in die Kurven quetschen sich gerne noch ein, zwei Fahrer neben einen, schon fährt man mit 10 km/h weniger durch die Kurve als es in Einerreihe auf der Ideallinie möglich wäre. Diese verlorenen 10 km/h muss man dann aber wieder durch den Antritt reinholen, denn an der Spitze des Feldes wird natürlich dennoch Einerreihe gefahren. 2/3 des Feldes müssen als immer wie Tiere antreten - und können es auch größtenteils. Selbst ich, auch wenn es mir von Antritt zu Antritt mehr Schmerzen im unteren Rücken verursacht. ISG-Blockade - das ist mein neues Iliotibialis-Syndrom. Ich habe endlich meine Knieschmerzen im Griff, da begleiten mich plötzlich ständig Rückenschmerzen. Trotzdem habe ich die Antritte mitgehen können und konnte dann sogar meine erste Prämie bei einem Lizenzrennen einfahren. Kurioserweise hatte mir ein Regenschauer diese Prämie ermöglicht, denn das Feld war spürbar mit Trocken-Setup unterwegs und niemand wollte stürzen. Das führte zu so einer vorsichtigen Fahrweise in den Kurven, dass das Feld in mehrere kleine Teile brach. Ich konnte mich in dieser Situation aber gut vorarbeiten, weil die Leute auf den Geraden nicht mehr richtig antraten - und plötzlich fuhr ich vor dem Feld und bekam eine Prämie geschenkt, denn mir war gar nicht bewusst, dass gerade eine Prämienrunde war. :)

Am nächsten Tag stand das Straßenrennen über 120 km an. Am Start fiel dem Veranstalter aber ein, dass er das Rennen eigentlich nur über 100 km durchführen wollte. Wieso man dann 120 km ausgeschrieben hatte, erschließt sich mir nicht ganz, aber eigentlich war es mir ganz recht. Mein Training ist ja nur auf Rennbelastungen bis zu 3 Stunden ausgelegt, da waren mir 100 km also auch lieber als 120. Nach 10 km hätte das Rennen für mich aber schon fast vorbei sein können, denn auf einer der schmalen Geraden der Feldweg-Passage (Klassiker-Feeling pur!) stoppte plötzlich der Fahrverkehr vor uns. Keine Ahnung, was da los war, aber ich musste eine Vollbremsung hinlegen, bei der mein Hinterrad sogar seitlich ausbrach. Mir fiel erst zwei Wochen später auf, dass ich am Hinterreifen ein ganzes Stück Reifengummi verloren hatte. Da schaute schon der Stoffteil des Reifenmantels durch. Mittlerweile ist der Hinterreifen erneuert, aber ich hatte mal richtig Glück, dass ich die restlichen 90 km ohne Defekt absolvieren konnte. Auch Glück hatte ich, dass ich in keinen der Stürze im Feld verwickelt wurde.

In der ersten Runde kam es am Ortsausgang von Westheim in einer "Hindernislauf-Passage" zu einem Sturz im Feld, bei dem das Feld auch fast komplett anhalten musste. Links, rechts und wieder links hatte man dort die Straße künstlich verengt. Solche Dinger, wo man Blumen oder Bäume reinpflanzt, mit Bordsteinkanten drumherum. Als es nach dem Sturz weiterging, wunderte ich mich noch, dass das Feld scheinbar ohne echte Aufholjagd wieder geschlossen war. Das Tempo ging sogar richtig runter. Das sollte sich an dieser Stelle in jeder Runde wiederholen, weshalb man hier immer sehr gut die Verpflegung übernehmen konnte. Was im Feld aber viele Fahrer wohl nicht mitbekommen haben: Den Sturz im Feld konnten mehrere Fahrer vorne trotzdem für eine Attacke nutzen und sich absetzen. Warum das Feld also nach dem Sturz gebummelt hat statt die Ausreißer gleich zurückzuholen, ist sicherlich eine berechtigte Frage, aber für mich sowieso irrelevant. Ich war am ganzen Tag einfach nicht in der Lage, um vorne beim eigentlichen Renngeschehen mitzumischen. Auf den super engen Feldwegen mit den 90-Grad-Kurven wurden fast Stehversuche unternommen, weil die Leute zu zweit oder zu dritt nebeneinander dort rumfahren wollten. Stop-and-Go war angesagt - und die Pferde-Antritte aus diesen "Stehkurven" heraus forderten einem so viel ab, dass man froh sein konnte, bei den Windkanten-Passagen mit 55 km/h den Anschluss zu halten. Aber sich im Feld vorarbeiten? Ne, das klappte nicht. Dazu müsste man schon in einer kleineren Gruppe unterwegs sein, damit man speziell in der Feldweg-Passage Energie in den Kurven sparen kann. Das kam der Ausreißergruppe sicherlich auch entgegen. Dass aber nicht alle im Feld das mitbekommen hatten, kann man wohl auf einigen Bildern erkennen. Da sieht es nämlich so aus, als ob an der Spitze des Feldes um die Durchfahrtprämien gesprintet wurde, obwohl die natürlich an die Ausreißer ging. Ach, und wer sich jetzt beim Durchlesen denken sollte, ob das nicht unfair ist, dass man einen Sturz im Feld ausnutzt, um sich mit einer Attacke abzusetzen: Nein, das ist nicht unfair, sondern ganz normaler Radsport in den Bereichen Amateur/Jedermann. Ich hatte es ja vor einigen Jahren schon hier im Blog festgehalten, dass in solchen Situationen immer von mehreren Fahrern das Tempo verschärft wird. Das ist ganz normal. Was man im Fernsehen teilweise sieht, dass das Tempo bei Stürzen rausgenommen wird, ist halt nur im Profisport so. Bei Sturz und Defekt bei Amateur- und Jedermannrennen ist das Rennen eben schnell gelaufen. Das erlebe ich jetzt schon seit so vielen Jahren so, dass man das halt einfach so hinnehmen muss und das auch niemandem vorwerfen kann, wenn er so was ausnutzt. Fußballspieler versuchen ja auch ständig Freistöße und Elfmeter zu schinden, indem sie den Schiedsrichter täuschen. Wie heißt es auch im Englischen? "Don't hate the player, hate the game."

Bellheim hat mir jedenfalls super gefallen und nächstes Jahr ist das wieder fest eingeplant. Klar, der Kurs vom Straßenrennen ist auch etwas verrückt, aber wer Radrennen fährt, muss ja auch ein bisschen verrückt sein. ;) Ebenfalls geplant ist im nächsten Jahr das Kriterium in Meiningen. Klingt erst etwas komisch, weil ich eigentilch kein Freund des Kurses bin, aber durch meine Weiterentwicklung komme ich jetzt eigentlich doch ganz gut klar mit dem Kurs. Die Antritte waren dennoch ein Alptraum, weil mir meine ISG-Blockade noch nie so viele Schmerzen bereitet hat! 70 Runden KT-Kriterium - AUA! Aber wenigstens erstellt man in Meiningen ein vollständiges Ergebnis, daher machte es auch in der Schlussrunde noch Sinn, dass man bis zum Zielstrich Rennen fährt. In meinem Fall führte das zu meinem bisher besten "Karriereergebnis": Platz 13 bei einem KT-Rennen!!! Es gab auch keine Stürze, also insofern lohnt sich ein Start in Meiningen auf jeden Fall. Kriterien, bei denen nur Punkteträger ins Ergebnis aufgenommen werden, sind halt für einen Hobbyfahrer etwas doof. Ich hatte das früher ja schon gesagt: Als Hobbyfahrer willst du einfach deine Platzierung wissen, egal wie weit hinten sie auch sein mag! Das gehört zum Spaß dazu: Man will schwarz auf weiß nachlesen können, was man geleistet hat. Ich wäre z.B. schon zwei Mal bei Kriterien unter den ersten 20 gewesen, aber sieht man sich mein rad-net-Profil an, dann hat man den Eindruck, dass ich 2015 und 2016 an keinem einzigen Rennen auch nur teilgenommen hätte - außer beim BZF in Stadtsteinach. Da kann man den Leuten noch und nöcher erzählen, bei wie vielen Lizenzrennen man schon durchgefahren ist, aber die Leute können dann auch sagen, dass man das nur erfindet, wenn es keinen Nachweis dafür gibt. Auch der lizenzgebende Verein muss seinen Fahrern blind vertrauen können, dass sie die angegebenen Rennen tatsächlich gefahren sind, wenn es am Saisonende um das Einreichen der Saisonresultate geht und dort meistens einfach nur "Feld" steht.

Aber gut, für die Ergebniserstellung bin ich ja nicht zuständig, sondern dafür, wo im Ergebnis ich hingehöre. Mit meinem Training und meiner Fahrweise bei den Rennen kann ich ja selbst dafür sorgen, dass ich es auch auf eine Teil-Ergebnisliste schaffe. Momentan fällt mir das aber etwas schwer, denn in Meiningen habe ich mir ganz schön viel im Bewegungsapparat zerstört. War zwar schon beim Doc und der hat mir die ISG-Blockade mal gelöst, aber das Ding blockiert ja ständig neu. Die Muskulatur muss weich gemacht werden, gleichzeitig muss ich sie aber auch stärken - momentan alles ein bisschen das Prinzip der Katze, sie sich in den eigenen Schwanz beißt. Und die Blockade allein ist auch nicht das einzige Problem derzeit, denn die Oberschenkelmuskulatur wurde überbelastet, was zu einer heftigen Muskelzerrung geführt hat. Und damit muss ich nächsten Sonntag beim Heideradcup irgendwie durchkommen - denn das ist mein drittes anvisiertes Zielrennen der Saison. Ich hatte es ja schon mal gesagt: Ich hatte mir für diese Saison drei Trainingsziele vorgenommen, drei Rennen, bei denen ich ein bestimmtes Ergebnis erzielen wollte. Top 20 in Karbach - mit Platz 47 klar verfehlt. Top 10 in Ingolstadt - durch die Absage des Rennens so was von klar verfehlt. Und jetzt dann noch das Podest beim Heideradcup. Die Schmerzen durch ISG-Blockade und Muskelzerrung machen mir das Erreichen des Ziels nicht gerade einfacher, aber wenn ich mich an den Start stelle - und das werde ich -, dann quäle ich mich auch durch. Und für den Zielsprint kann ich die Probleme sogar zu einem Vorteil nutzen: Wenn es schmerzt, ist das ein Zeichen, dass ich den Oberkörper nicht richtig anspanne. Und nur wenn ich den Oberkörper richtig anspanne, kann ich auch optimal sprinten. Die Schmerzen werden mich also dazu zwingen, einen besseren Sprint zu fahren - zumindest hoffe ich das. ;)